Die "verunglückte Ost-Tour 2001"

1485,5 km und 1253,8 Meilen
==> 2.106 km Urlaub in Ostdeutschland

 

Inhaltsverzeichnis

Prolog: Wieso gerade O S T E N ???

Mittwoch, 15.08. "Münster - Eltze (Landk. Hannover)"
(266,7 km)

Donnerstag, 16.08. "Sightseeing in und um Eltze"
(146,1 km)

Freitag, 17.08. "Niedersachsen - Sachsen"
(338,9 km)

Samstag, 18.08. "Ende im Gelände"
(ca. 60 km)

Sonntag, 19.08. "Strandtag"
(0 km)

Montag, 20.08. "Schadensbetrachtung - Bestandsaufnahme"
(ca. 274 km)

Dienstag, 21.08. "Grenzüberschreitung - Becherovka & Oblaten"
(ca. 206 km)

Mittwoch, 22.08. "Einmal Karl-Marx-Stadt und zurück"
(172,5 km)

Donnerstag, 23.08. "Rückreise"
(232,9 km)

Freitag, 24.08. "Halber Strandtag in der Altstadt"
(145,5 km)

Samstag, 25.08. "Home, Sweet Home"
(263,4 km)

 

Prolog: Wieso gerade O S T E N ???

Die Tour 2001 hätte eigentlich ganz anders laufen sollen. Geplant war einst, mit Olli und Silke nach Griechenland zu fahren. Nach den letzten Touren mit Olli in die Alpen und die Pyrenäen konnte es jetzt ruhig mal mehr nach Süden, Osten und ans Meer gehen. Unsere Reisezeit musste ich dieses Mal jedoch vorgeben und zwar musste es August sein. Vorher war ich mit meiner Dipl. Arbeit beschäftigt, nachher mit der ernsthaften Suche nach einem Job. August ist jedoch nicht unbedingt die beste Zeit für´s Motorradfahren in Griechenland. Das war uns eigentlich klar, dennoch machten wir mindestens 3 Tourplanungen, die alle unsere Wünsche berücksichtigen sollten. Bis die Verwirklichung schließlich mehr an Geld und Zeit als am Klima scheiterte. Der zweite Anlauf galt dann Norwegen. In den Norden waren wir noch nie gefahren, Wasser gibt es da auch viel und ebenso viele Höhenunterschiede. So sagten uns jedenfalls Anke und Pierre mit denen wir bereits die Alpen bereist hatten. Beide waren begeistert von Norwegen und gaben uns jede Menge Material und Tipps.
Also wurde eine detaillierte Tour durch Norwegen geplant. Auch die Fähre wurde gebucht.

Irgendwann ereilte mich dann ein Anruf von Olli - er meinte wir müssten da mal was klären. Er kam zu dem Schluss, dass es doch nicht so toll für ihn sei mit mir und Silke (damals noch ein Paar) in den Urlaub zu fahren und sich gegebenenfalls wie ein drittes Rad am Motorrad zu fühlen Na ja und so Beiwagenfahrer sind wir halt nicht.... Das schockte mich zwar schon sehr, aber in Urlaub wollte ich trotzdem - sehr gern auch mit Silke.
Mit Silke allein nach Norwegen kam für mich dann aber auch nicht in Frage. Schließlich wäre das ihre erste größere Tour gewesen und die wollte ich mit Ihr nicht gleich nach "Übersee" machen. Besser gefiel es uns, zeitlich etwas ungebundener zu sein und keine gebuchte Fähre im Nacken zu haben.

Für mich stand aber auf jeden Fall fest: Nach Abgabe meiner Dipl. Arbeit packe ich meine Sachen und fahre los - mit oder ohne Silke oder Olli. Und so fuhren Silke und ich relativ ungeplant und ohne richtig feste Ziele - Richtung Osten. Klar war nur, dass wir bei meinen Eltern vorbei schauen wollten (lag auch auf dem Weg) und dass irgendwas mit Tschechei (Karlsbad, Prag), Polen (Besuch einer Freundin bei Lodz), Ungarn, Rumänien und Österreich passieren sollte.

Aber wie es dann wirklich kam....

... lest selbst


Mittwoch, 15.08. "Münster - Eltze (Landk. Hannover)"
(266,7km)

Abfahrt bei 55.0533 km (= 0 km) bzw. 23817,2 Meilen (= 0 Meilen) um 10:30h bei großer Hitze. Unseren ersten Tankstopp machten wir kurze Zeit später um kurz nach 11 Uhr in Telgte.

Bei Bad Essen machten wir auf der B65 eine weitere Pause um kurz etwas zu trinken. Durch den Wald war es ja noch o.k. Aber jetzt geht es über kahles Land und da wurde es noch heißer.

Später entschieden wir uns dann doch für die Autobahn, denn es war so heiß, dass es reichlich unangenehm war an Ampeln warten zu müssen.

Beim BurgerKing an der A2 zwischen Bad Oeynhausen und Hannover genehmigen wir uns einen MilchShake.

Um 15:14 tankten wir in Hannover und kaufen bei Louis ein Tunnelzelt. Das gleiche, was wir am Wochenende zuvor bereits auf Borkum hatten. Es hatte dort jedoch den Härtetest nicht überstanden und musste somit reklamiert werden.

Über Burgdorf und durchs Burgdorfer Holz fuhren wir dann nach Eltze.
Nach einer kurzen Begrüßung meiner Eltern schwangen wir uns aufs Fahrrad und fuhren nach Wehnsen zum See, wo wir uns etwas abkühlten. Das war herrlich. Ich traf Leute, die ich von früher vom Sehen her kannte und hoffte darauf, von niemanden angesprochen zu werden.

Wieder in Eltze haben wir das Zelt zur Probe aufgestellt und feststellen müssen, dass wiederum die Stangen zu lang, bzw. das Zelt zu klein bemessen ist, so dass die Zeltstangen nur mit roher Gewalt in die vorgesehenen Ösen zu zwängen waren. Außerdem fehlt eine Öse zum Aufhängen des Innenzeltes und die vorhandenen waren noch dazu in falschen Abständen angenäht.... :-(

Anschließend tranken wir dann noch ein Bier mit meinen Eltern und sind irgendwann noch einmal beim Farmer´s vorbei gefahren. Allerdings mussten wir vor Ort erfahren, dass das Farmer´s schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr am Mittwoch geöffnet hat. Somit haben wir also ein Malzbier im Pastor´s Eck getrunken und sind dann in Eltze selig eingeschlafen.

 

Donnerstag, 16.08. "Sightseeing in und um Eltze"
(146,1 km)

Am zweiten Tag stand Sightseeing auf dem Programm. Mit dem (Fahr-)Rad haben wir Eltze und Umgebung erkundet. Dabei habe ich Silke eine Waschmaschine ans Ohr gequatscht bzgl. Kindheitserinnerungen und Ähnlichem.

Weiterhin haben wir meine Großeltern in ihrem Haus besucht, wo sie damals noch etwa einen Monat zu wohnen hatten, bevor sie es verkauft haben um dann zu meinen Eltern zu ziehen.

Auch nach Peine mussten wir natürlich - meiner Meinung von 1995 nach die coolste Stadt überhaupt (Originalton von damals: "Wenn Peine eine Uni hätte, würde ich dort studieren!").

Abends sind wir dann noch nach Hannover. Tranken ein Bier in Linden (21:34 im DEBAKEL), wo es gerade anfangen wollte zu Regnen und sind dann in die illuminierten Herrenhäuser Gärten. Bei barocker Musik empfand ich es dort doch recht nett und romantisch.

Die weitere Routenplanung gestaltete sich dann schwierig, weil wir noch gar keine Karte von Deutschland hatten. Somit machte ich mir einfach ein paar Notizen aus einem väterlichen Atlas und versuchte mir die Karte einzuprägen. Schließlich sollte es ja eigentlich auch nur grob Richtung Süd-Ost gehen.

 

Freitag, 17.08. "Niedersachsen - Sachsen"
(338,9km)

Gegen 11 Uhr sind wir dann weiter. Wie gesagt: Richtung Süd-Ost.
Um 12:40h (Km-Stand: 500,7 km) waren wir am Torfhaus. Dort genossen wir einen kleinen Überblick über den Harz.
Etwas später lassen wir uns auf einem Rastplatz, wo wir unseren Flüssigkeitshaushalt etwas regulieren müssen, von einem etwas älteren Herrn anquatschen, wie gefährlich es doch heute auf den Straßen geworden ist - er selbst war schließlich LKWfahrer und kennt sich da aus. Außerdem fuhr er bestimmt auch mal eine BMW und meinte mitreden zu können....

Es ging weiter durch den Harz und über Nordhausen, wo wir um 13:48 tankten und in einem LIDL einiges an Lebensmittel einkauften (Äpfel, Bananen, Gurken, Salami, Tütensoßen, Spaghetti, Müsliriegel, Kekse, Saft, Marmelade, Margarine, Nutella und Wein).

Ab Bad Frankenhausen musste Silke dann vorfahren, weil sie immer wieder nicht nachkam und somit das Tempo vorgeben sollte. Eigentlich sträubte sie sich dagegen, denn beim Fahren auch noch auf den Weg zu achten sei ja wohl zuviel verlangt.
Dafür hat das dann aber doch recht super geklappt.

So gegen 17 Uhr waren wir in Weimar, der Stadt von Goethe und Schiller. Dort gab es einen kurzen Stadtrundgang, einen Kaffee und ein Foto von Goethe, Schiller, Silke und mir.

Auf unserem Weg von Niedersachsen, an Sachsen-Anhalt vorbei, durch Thüringen nach Sachsen passierten wir riesige Getreidefelder.

Um etwas Weg gut zu machen kürzten wir zwischendurch über die A4 ab, was aber auch anstrengend genug war.

So gegen 20:15 fanden wir einen Campingplatz an einer Talsperre zwischen Crimmitschau und Werdau für 24,- DM. Dort wurde peinlichst auf unsere Ausweise geachtet, weil irgendein Nazi-Geburtstag bevorstand (Rudi Hess ???) und scharfe Polizeikontrollen erwartet wurden.

Die Duschen waren hier getimed - was bedeutet, dass man nach Einwurf der Münze nur etwa 30 Sekunden Wasser hat. Da ich jedoch dachte, dass ich danach wenigstens noch kaltes Wasser zum abduschen bekommen würde, habe ich mich dann wie der Mann aus der ARD Glücksspiralen-Werbung gefühlt, der eingeseift unter der Dusche steht und keine Münze zum Abduschen mehr hat - es hat sich dann jedoch eine Familie erbarmt und mir etwas von ihrem Wasserkontingent abzutreten.

Unser Abendessen (Nudeln) genossen wir dann im Kerzenschimmer, weil es nach dem Zeltaufbauen und Duschen doch schon dunkel war.

 

Samstag, 18.08. "Ende im Gelände"
(ca. 60 km)

Um 11:05 ging es weiter Richtung Werdau. Dort tankten wir (11:29h) und korrigierten den Ölstand der XJ etwas nach oben. Noch einen Ort weiter (Ruppertsgrün, 12:12h) hielten wir schon wieder und kauften im PLUS Wein, Reis, Senf und Kerzen.

Direkt darauf hielten wir schon wieder (in Reichenbach). Plötzlich stand ein LKW vor mir quer auf der Fahrbahn. Den gleichen hatte ich Sekunden vor mir noch rechts blinken sehen, so dass ich der Meinung war noch schnell einen Blick in die Karte werfen zu können. Allerdings brauchte er dann für das Abbiegen und Ausscheren in den Gegenverkehr etwas länger. Zu lange. Meine Bandit stieß unsanft an und ich stieg vornüber ab. (Kilometerstand: 55829km = 775,7km)

"Scheiße! 5000,- DM in den Sand gesetzt" war mein erster Gedanke. Für etwa soviel hätte ich das gute Stück im vorigen Winter fast verkauft....

Nur kaum konnte ich mich darüber freuen, dass mir selbst anscheinend nichts schlimmes passiert war. Meine Handgelenk schmerzte einwenig - aber das war es auch schon. Das Moped sah schlimmer aus: der Scheinwerfer zur Unerkenntlichkeit eingedrückt, vorderes Schutzblech zersplittert - Spiegel und Blinker verstreut - so lag es da und sagte (natürlich) keinen Ton mehr - alle Sicherungen raus - kein Lebenszeichen - ein Fall für den Notarzt.

Herr Baumann, mein "Unfallgegner" erwies sich als äußerst Hilfsbereit und freundlich. Eigentlich hätte er ja allen Grund sauer zu sein - schließlich bin ich ihm eben auf seinen Laster gefahren... da es sich da aber um ein Nutzfahrzeug handele, sah er das nicht so eng. Er ließ mich dann erst mal bei meiner Versicherung anrufen, bei der ich kurz zuvor einen Schutzbrief in die Haftpflichtversicherung einschlossen hatte. Diese regelte dann zunächst mal den Abtransport von meinem Bike zum nächsten Suzihändler. Laut Abschlepp-Auftrag kamen die Herren dann auch schon gegen 12:45h und brachten den Patienten nach Steinpleiß.
Herr Baumann bot uns mehrfach an, mich und meine Klamotten zu einem nahgelegenen Campingplatz zu chauffieren. Dieses Angebot nahm ich dann auch an - weise Entscheidung, denn Silke hätte sonst 3 mal fahren müssen, bis alles vom Unfallort verlagert gewesen wäre.....

Auf dem recht netten Campingplatz am Pöhler See schlugen wir dann erst mal unser Zelt auf (14:01h) und gingen auf den Schreck ´was schwimmen. Zuvor jedoch rief ich noch eben den Herrn Hermann an, der sich nicht wundern sollte, wenn er eine zerbeulte Bandit bei sich auf dem Hof stehen sieht. Wir einigten uns darauf, dass ich am Montag bei ihm vorbei schauen werde.

Vorerst war jedoch Ende im Gelände. Zur Ablenkung und zunehmend erfüllter von Freude darüber, dass mir nix passiert ist, sind wir dann erst mal Schwimmen gegangen.
Nach dem Planschen spürte ich dann aber doch Schmerzen in meiner rechten Hand und auch am Rücken. Wir hielten es für besser ein Krankenhaus aufzusuchen. So fuhren wir nach Plauen und begaben uns in die Notaufnahme. Recht schnell kam ich an die Reihe und durfte einem Arzt von meinem Unglück erzählen. Dieser hielt es dann für angebracht eine Röntgenaufnahme von meiner Hand und eine Ultraschallaufnahme von meinem Rücken zu veranlassen. Das Röntgenbild ging ziemlich schnell und der Arzt schloss eine Fraktur aus. In zwei Tagen müsste ich meine Hand wieder normal benutzen können. Das Ultraschallbild dauerte jedoch etwas länger. Ein Notfall nahm alle Kräfte in Anspruch. Somit saß ich wohl einige Stunden im Krankenhaus und Silke, die mich chauffieren musste, wartete ...
Nun, irgendwann ergab dann auch das Ultraschallbild die Gewissheit, dass ich mir nichts ernsthaftes zugezogen habe. :-)

Als wir dann endlich aus dem Krankenhaus kamen, war es leider schon dunkel. Da Silke nicht daran gedacht hatte, dass das so lange dauern könnte, hatte sie nur ihre Sonnenbrille bei. Ich konnte beim besten Willen nicht zurück fahren, denn ich hatte schon Schwierigkeiten überhaupt den Handschuh überzuziehen - bremsen wäre dann schon gleich gar nicht gegangen. Somit musste uns Silke dann bei Dunkelheit mit Sonnenbrille nach Hause chauffieren. Dafür dass sie eigentlich gar nicht gerne mit Sozius fährt, hat sie sich ganz gut geschlagen.

Als wir wieder am Campingplatz waren, konnten wir gerade noch ein Schnitzel mit Pommes in der kleinen Kneipe bestellen und haben dann erst mal alles verdaut (22:36h).

 

Sonntag, 19.08. "Strandtag"
(0 km)

Am Sonntag legten wir dann also unseren ersten "Strandtag" ein. D.h. kein Motorradfahren. Wir gammelten etwas in der Sonne, fleezten uns am Strand herum und spielten Siedler (wo ich natürlich gewonnen habe).

Außerdem bekamen wir noch neue Nachbarn zwei Cousins aus Hamburg und Berlin. Unterwegs mit einem Oldtimer und einer nagelneuen BMW. Die beiden entpuppten sich als zwei ausgesprochene Labertaschen. Sicher meinten sie es nur gut mit eintausend guten Ratschlägen und zweitausend Tipps - trotzdem begannen sie nach 15min Monolog immer zu nerven.
Ich sah es dann noch als meine Aufgabe an, sowohl meine Eltern als auch Olli von meinem Unglück zu informieren, während Silke unser Mahl (Spaghetti) bereitete.

Später setzten wir uns an den See - tranken Wein, besahen die Sterne und verarbeiteten das tragische Ereignis des vorherigen Tages. Ernsthaft setzte ich mich mit dem Gedanken auseinander, nie wieder Motorrad fahren zu wollen. Zu groß erschien mir die Gefahr, die sich anscheinend doch nicht so leicht kontrollieren lässt, wie ich immer annahm. Nur kurz nicht aufgepasst und schon liegst Du da... Fast wünschte ich, dass ich am Montag erfahren würde, dass es nicht lohnt, die Bandit wieder zusammen zu flicken. Wenn mir der Meister die Bandit zu einem akzeptablen Restwert abkaufen würde, dann wäre ich fast zufrieden gewesen. Ich müsste keine Reparatur bezahlen, bräuchte nie wieder Motorrad fahren...
Dann wurde mir aber doch klar, dass es das nicht sein kann. Motorradfahren muss schon sein. Vielleicht nur doch etwas sicherer, kontrollierter und stressfreier.
Letztlich blieb jedoch nichts anderes übrig, als bis Montag zu warten und dann eine Entscheidung zu treffen.

 

Montag, 20.08. "Schadensbetrachtung - Bestandsaufnahme"
(274 km)

Gegen 8:30h sind wir los nach Steinpleiß, um die Suzuki-Vertrags-Werkstatt aufzusuchen. Schließlich musste ich ja irgendwann erfahren, was nun werden kann mit der Bandit. Herr Hermann meinte, er könne so noch nicht viel sagen und müsste erst mal alles auseinander bauen und gucken, was auf jeden Fall gemacht werden muss um damit wieder zu fahren.
Meine natürliche Skepsis gegenüber Vertragswerkstätten versuchte er von Anfang an zu neutralisieren, in dem er meinte, dass "im Osten noch ehrliche Preise gemacht werden, nicht so wie bei Euch dadrüben".

Nun, wir einigten uns darauf, am Nachmittag noch einmal vorbei zu schauen und sind dann mal den "ehrlichen Osten" erkunden gegangen. Quasi eine Bestandsaufnahme bzgl. der Landschaft, die uns in den nächsten Tagen so erwartet.

Wir kauften in Fraureuth etwas zum Frühstück, verspeisten dieses an einem Wegesrand in der idyllischen Gesellschaft von unzähligen Grillen und tourten etwas durch die Gegend. Überrings fuhr ich die meiste Zeit, denn Silke wollte nur ungern mit Sozius fahren und meine Hand war soweit wieder voll funktionsfähig.

Unsere Tour durch die Gegend führte uns zunächst nach Süden in Richtung der Tschechischen Grenze. Nervig war, dass ständig irgendwelche Straßen gesperrt waren und wir deswegen Umleitungen fahren mussten oder schlimmer noch, wir mussten Ewigkeiten an Baustellenampeln warten. Eigentlich kein Problem, aber bei der Hitze im August selten angenehm....
Unter anderem kamen wir am Stausee bei Eibenstock vorbei, wo wir uns etwas erfrischten. Später fanden wir uns noch in Zwickau ein, wo wir ein Eis aßen.

Danach ging es dann zurück nach Steinpleiß, wo mir Herr Hermann offenbarte, dass eine Reparatur bei 2283 DM liegen würde. Das war für mich schon ein Schock, denn mit soviel hatte ich nicht gerade gerechnet und musste das erst einmal verdauen. Im Grunde hatte ich aber keine andere Wahl, als die Reparatur durchführen zu lassen. Denn in Zahlung wollte Hermann die Bandit nicht nehmen und abholen lassen wäre auch eher umständlich gewesen. Zudem lag der Reparatur ein recht geringer Arbeitslohn zugrunde (60,-DM Stundenlohn!). In Münster wäre eine Reparatur also eher teurer geworden. Somit gab ich dann also mein O.K. und am Mittwoch sollte das Motorrad wieder einsatzbereit sein.

Wir fuhren also wieder zurück zum Campingplatz. Zu allem Unglück fing es dann auch noch mächtig an zu regnen und wir verfuhren uns auf Grund von Streckensperrungen.....
Angekommen duschten wir erst, bevor wir in der kleinen Gaststätte auf dem Campingplatz etwas aßen und eine Partie Siedler spielten, die Silke dann endlich mal gewann...

 

Dienstag, 21.08. "Grenzüberschreitung - Becherovka & Oblaten"
(ca. 206 km)

Heute wollten wir uns dann doch mal ins Ausland begeben. Gegen Mittag brachen wir auf und tankten noch in Plauen (12:48h) bevor wir in Bad Bramberg über die Grenzen in die Tschechische Republik reisten. Von dort war es ein Katzensprung bis nach Franzensbad. Hier war ich als Kind schon einmal mit meinen Großeltern. Allerdings hatte ich alles etwas größer in Erinnerung. Nachdem wir uns schon am Ortsausgang wiederfanden drehten wir um, parkten auf dem Grünstreifen eines Bürgersteiges in der Nähe der Kurpromenade und schauten uns diese genauer an. Nachdem wir 50,- DM in 793,- Kronen getauscht hatten (14:37h), versuchte ich Silke von dem Genuss von Oblaten und dem Geheimnis von heilendem Quellwasser zu überzeugen. Bei letzterem war ich aber selber schockiert, weil das Wasser, was da angeboten wurde eine eher gammelige Farbe hatte und auch ähnlich übel schmeckte.

Schließlich wollten wir dann weiter nach Karlsbad, an welches ich ausgeprägtere Erinnerungen hatte, weil ich dort als 11jähriger eine Woche Urlaub gemacht hatte und erst im vorigen Jahr meine Erinnerungen mit meiner Familie auffrischen durfte. Als wir uns zurück zu Silkes XJ begaben, kamen wir gerade noch rechtzeitig, bevor zwei Polizisten eine Kralle anbringen wollten. Der Polizist erklärte uns in relativ gutem Deutsch, dass es verboten sei auf dem Bürgersteig zu parken und forderte 500 Kronen. Eigentlich hätte er 1000 Kronen verlangen müssen, aber weil wir rechtzeitig zurück kamen, wollte er sich Kompromiss bereit zeigen. An den Soldaten Schwejk erinnert fühlte ich mich, als ich versuchte zu erklären, dass ich es eigentlich nur gut meinte und auf dem Bürgersteig parkte, damit ich keinem Auto den recht knappen Parkraum weg nehme. Aber der Polizist gab vor, mich nicht zu verstehen und wollte nur sein Geld. Ich gab ihm die Umgerechnet 30 DM und dachte mir in Deutschland wäre das teurer geworden....

Mit der Unsicherheit darüber, dass wir aufgeschmissen sind, wenn ein Polizist irgendetwas von uns will, weil er die Macht und wir nicht die Kenntnis über Gesetz und Sprache haben, fuhren wir über eine trostlose und unfreundliche Straße Richtung Karlsbad. An einem der Stände, wo vor allem kitschige Gartenzwerge, aber auch jede Menge Zigaretten und Alkohol angeboten wurden, machten wir kurz Rast, kauften eine Cola und wurden fast genötigt noch mehr zu kaufen.

In Karlsbad versuchte ich mich dann relativ erfolgreich als Stadtführer. Wir zogen durch die Stadt, ich erzählte von meinen Erinnerungen an meinen 14 Jahre zurück liegenden Aufenthalt und Schnabeltassen. Wir kamen vorbei an all den Quellen und an der großen Fontäne. Wir gingen bis zum Hotel Pup und wieder zurück. Ich verwies auf den "Jellinec" und wir beschlossen ein tschechisch-böhmisches Mahl zu uns zu nehmen und tauschten daher noch einmal 600 Kronen. Dabei schrieben wir gleich noch ein paar Postkarten bevor wir dann mit der Gewissheit im Dunkeln fahren zu müssen wieder die Heimreise antraten. Unterwegs kaufte ich dann noch bei einem Thailänder zwei Flaschen Becherovka für die lieben Verwandten - die hätten mir was erzählt, wenn ich aus der Tschechei komme und keinen Becherovka mitbringe...

Zu der Dunkelheit kam dann leider auch noch leichter Nieselregen, der uns nicht richtig nass machte, aber die Sicht durch das verschmiertes Visier doch erheblich beeinträchtigte. So begaben wir uns dann in den Windschatten eines LKW und tuckerten mehr oder weniger gemütlich zurück.

 

Mittwoch, 22.08. "Einmal Karl-Marx-Stadt und zurück"
(172,5 km)

Bevor wir mein Motorrad abholen konnten, fuhren wir noch nach Chemnitz und schauten uns dort etwas um. Der Weg dorthin war schon recht langweilig, so dass ich fast eingeschlafen wäre. Wir machten eine kurze Pause an einer Tanke in Oberlungwitz, tankten, aßen Eis, holten Geld von der Bank und Silke fuhr dann weiter.
In Chemnitz gab es nicht soo viel zu sehen. Auf einem Spielplatz fütterten und beglückten wir ein paar türkische Kinder mit Lollis. Später fanden wir den ehemaligen Namensgeber der Stadt mit seinem Freund Engels auf einem Podest stehen. Ich gesellte mich dazu und wollte in Foto davon.
Auf dem Markt kaufte Silke "Langos" was wohl ungarisch und sehr lecker ist. Außerdem besorgten wir uns noch ein paar Generalkarten (Nr. 9, 10 & 14 á 9,80 DM) für unsere weitere Reiseplanung.

Gegen 18 Uhr löste ich dann die Bandit aus (bei einem Tachostand von 55850 km), und fuhr noch recht wackelig mit einem verbogenen Lenker und mit nur einem Spiegel zum Campingplatz.
Dort angekommen nahm ich noch ein paar Korrekturen vor, während Silke schon einmal das Abendessen bereitete. Mexikanischer Feuertopf mit Brötchen. Diesen hatten wir zuvor noch in Werdau gekauft, zusammen mit Erdnüssen und Emmentaler.

Schließlich duschten wir noch und begaben uns zur Ruh, bevor wir am nächsten Tag die Heimreise angehen wollten.

 

Donnerstag, 23.08. "Rückreise"
(232,9km)

Gegen 11:15 hatten wir unsere Sachen wieder zusammen gepackt und fuhren bei recht großer Hitze los. Ich war noch etwas unsicher und ließ Silke vorfahren. Alles lief ganz gut. Die Temperatur ließ sich beim Fahrtwind gut aushalten und ich wurde auch schnell immer sicherer.


In einem kleinen Ort machen wir im Schatten der Kirche eine Pause, bevor wir die recht nette Strecke über Saalfeld (Tankstopp gegen 14:00h) und Ilmenau in Richtung Eisenach fortsetzten. Den letzten Teil der Strecke fuhr ich dann wieder vor, weil Silke mir etwas zu langweilig (langsam, kein Überholen) fuhr. In Ruhla (kurz vor Eisenach) hielten wir auf einem Campingplatz.
Unser Abendessen bestand aus einer Dose Linsensuppe mit Baguettebrötchen und zum Nachtisch Milchreis und Cornichons (was wir zuvor (18:33h) im REWE des Ortes eingekauft hatten).
Weiterhin waren wir Schwimmen in einem recht kühlen, verkommenen und dreckigen Freibadbecken und tranken danach etwas Bier.

 

Freitag, 24.08. "Halber Strandtag in der Altstadt"
(145,5km)

Gegen 11:15 ging es weiter. Mit einem Tankstopp bei Bad Sooden (14:00h) wo ich noch (vergeblich) versuchte einen alten Schulfreund in Göttingen zu kontaktieren - zwecks Spontanbesuch. Um 15:50 schlugen wir in Hannoversch Münden bereits das Zelt auf. Es war so heiß, dass wir nicht weiter fahren - sondern lieber etwas die Stadt genießen wollten. Mitten in der Stadt quartierten wir uns dann auf einem recht spießigen und teuren (42 DM) Campingplatz ein. Wenn ich mich recht erinnere, dann brauchten wir Karten um den Platz verlassen bzw. betreten zu können.

Wir spielten eine Runde Siedler (Silke gewann) und schauten anschließend in den 100m entfernten, alten und schönen Stadtkern. Es handelte sich somit quasi um einen halben "Strandtag", den wir einlegten, bevor wir am nächsten Tag nach Hause fuhren...

Zum Abendessen machten wir uns dann eine Dose Serbische Bohnensuppe auf. Als Nachtisch gab es Milchreis, Fruchtbuttermilch und Smartis-Rittersport-Schokolade.
Nach dem Essen gingen wir duschen und anschließend Bier trinken in der City.

 

Samstag, 25.08. "Home, Sweet Home"
(263,4km)

Abfahrt um 11:25 Richtung Münster

Gegen 17:00 Uhr waren wir mit den Kilometer- bzw. Meilenständen 56.538,8 km und 25.071 Meilen wieder daheim. Dies entsprach einer Reise von 1.485,5 km für mich bzw. 1.253,8 Meilen (Ò 2.017,7 km) für Silke. Da wir aber beide zwischenzeitlich mal den anderen mitgenommen haben (zugegeben die XJ musste mich durch den Unfall bedingt öfter mitnehmen als anders herum) waren wir nach insgesamt 2.106 km wieder in Münster.