Tourbericht Schottland 2002

 

Inhaltsverzeichnis

1. Tag Mittwoch, 22. Mai Auf zur Fähre 255 km

2. Tag Donnerstag, 23. Mai Am 2. Tag im Ziel 219 km

3. Tag. Freitag, 24. Mai Bekanntschaft mit dem Regen 241 km

4. Tag Samstag 25. Mai Weg nach Skye 182 km

5. Tag Sonntag, 26. Mai Skye 206 km

6. Tag Montag, 27. Mai Up tp the northsea 234 km

7. Tag Dienstag, 28. Mai Nördlicher Wendepunkt 281 km

8. Tag Mittwoch, 29. Mai Beginn der Rückreise 379 km

9. Tag Donnerstag, 30. Mai Abschied 174 km

10. Tag Freitag 31. Mai Home, Sweet Home 252 km

Fazit

 

1. Tag - Mittwoch, 22. Mai - Auf zur Fähre

Münster - Ijmuiden: 255km

An einem recht netten, sonnigen Tag fand ich mich (fertig und voll bepackt) am späten Vormittag bei Olli und Julia in der Scharnhorststraße zum Frühstück ein. Gegen 11:45 waren wir gestärkt und hatten alle Utensilien gut verstaut und brachen auf. Der Kilometerzähler meiner Bandit zeigte zu Beginn unserer Tour stolze 57.764km, Olli war auf seiner noch etwas frischeren ZR-7 bei immerhin 11.167km angekommen.
Recht warm war es also, ich schwitzte in meinen neuen Stiefeln, die noch recht unbequem waren (besonders beim gehen!), dafür aber Wasserdicht sein sollten. Auch an meinen neuen Helm (der alte hatte im letzten Urlaub derbe gelitten und hatte sein Gnadenbrot redlich verdient) musste ich mich noch etwas gewöhnen - positiv war das deutlich leisere Fahrgeräusch, negativ war mein "Fischmaul" - ich bin nicht unbedingt ein Jammerlappen, aber die Zähne konnte ich kaum zusammen beißen.
Um 12:27 waren wir dann schon fast im "Ausland" und tankten vor der Niederländischen Grenze noch mal schnell in Gronau. Zunehmend zogen mehr Wolken auf und der erste Regen ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Später musste ich dann an einer Tanke mal meine Klamotten ordnen - natürlich war es dumm von mir nicht schon vorher (bei einsetzendem Regen) mal das Hemd in Hose zu stecken - denn da zog nun das ganze Wasser rein. Mit einem nassen Schritt ging es dann weiter und ich begann mich zu sorgen ob meine Klamotten dem schottischen Regen standhalten werden, wenn das schon so losgeht... In meinen Gedanken begann ich schon die Nähte meiner Hose im Schritt mit Tape abzudichten!
Recht nass kamen wir dann in Ijlmüden an, von wo unsere Fähre nach Newcastle übersetzen sollte. Wir hatten noch einiges an Zeit, begaben uns in eine Wartehalle, trockneten und quatschten etwas mit einem Dortmunder. Er war mit seiner Zephyr unterwegs (wenn ich das richtig in Erinnerung habe) und hatte erst einen Tag zuvor die Fähre gebucht um auf der Insel ein paar Freunde zu treffen (ich frage mich in solchen Situationen dann immer wieso ich mir den Stress machen lasse und die Fähre 3 Monate im Voraus buche....). Er sagte uns, dass er sonst immer nach Hull übergesetzt ist, aber die Fährgesellschaft ist ihm mittlerweile zu teuer geworden und nun fährt er wie wir mit DSDF nach Newcastle...
Spannend war es dann für uns, als wir auf die Fähre durften und dort unsere Mopeds festzurren sollten. Wie ein absoluter Beginner kam ich mir vor... WO und WOMIT nur fest machen??? Wir schauten etwas bei den anderen Bikern und kamen dann aber doch klar und brachten halbwegs Stabilisation in die Sache. (Ehrlichgesagt hatte ich auch mit mehr Seegang gerechnet - ich bin noch nie mit so einem Schiff unterwegs gewesen - und war erstaunt, wie ruhig das Schiff auf dem Wasser lag... wir hätten uns weitaus weniger Mühe geben müssen mit der Befestigung...)
Gegen 18 Uhr legten wir dann mit Fanfarenmusik und unter dänischer Flagge in Ijlmüden ab.
Zwar hatten wir nur eine 2er Kabine gebucht, bekamen aber ein 4er Kabine, die wir aber auch brauchten... ´war doch ganz schön eng... unsere ganzen Klamotten konnten wir somit auf den freien Betten verstauen. Da wir ja auch mit einer gemäßigten Reisekasse unterwegs sind, packten wir dann erst mal unser Essen aus, speisten und genossen anschließend einen recht netten Sonnenuntergang an Deck.
Während eines Rundganges auf dem Schiff kamen wir durch den typischen "du-hast-noch-was-vergessen-?-So-kaufe-es-hier" Laden. Dort sprang mir ein recht günstiger (warmer!) Fleece-Pulli in die Augen. Damit rüsteten wir uns dann beide noch aus (gute Idee, wie sich später rausstellen sollte) und genossen noch ein Bier im Admirals-Pup.
Gegen 23 Uhr gingen dann unsere Lichter aus und wir schliefen nach den ersten 255,2 (Henning) bzw. 267 (Olli) gefahrenen Kilometern unserer Reise ein......

 

2. Tag - Donnerstag, 23. Mai - Am 2. Tag im Ziel

Newcastle - Peebles: 219km

Komischerweise stand Olli vor mir auf und ging duschen - das mag an seinem Handy gelegen haben, welches er als Wecker benutzt hatte, damit wir das Frühstücksbuffet nicht verpassten. Das war so gegen 7 Uhr. Echter Zeitstress im Urlaub - das können wir eigentlich gar nicht haben. Hat sich aber echt gelohnt so früh aufzustehen. Ein super Buffet mit Bacon, Eggs, Müsli, Brot und Brötchen, Saft und Kaffee, Saussages und allem sonst erdenklichen (für 9,50 Euro).
An Deck schien die Sonne und im Westen war Land in Sicht. Überhaupt schienen wir die ganze Zeit an der Küste entlang gefahren zu sein. Auch schon am vorherigen Abend hatten wir Lichter (wahrscheinlich Bohrinseln) im Westen gesehen.
Pünktlich kamen wir in Newcastle an. Insgesamt hatten wir uns die Überfahrt wackeliger und schwankender Vorgestellt - mit der Verzurrung der Motorräder haben wir uns somit eher zu viel Mühe gemacht. Echte Probleme hatte ich mit dem Start auf der Fähre - aufgrund des glatten Untergrundes kam ich einfach nicht vom Hauptständer. Ein Mitreisender war mir dann behilflich und es konnte los gehen. Ein Harleyfahrer, der vor uns von der Fähre fuhr machte sich dann auch noch auf der Rampe lange, die recht dürftig gesichert war.
Angekommen auf dem englischen Festland wagten wir uns dann erstmals in den Linksverkehr. Das war gar nicht so problematisch wie erwartet. Olli fuhr vor und ich ihm hinterher. Richtung Westen fand Olli den Weg aus der Stadt.
Über recht hügeliges und kurviges Land fuhren wir sodann "achterbahnmäßig" bei insgesamt gutem Wetter mit nur kurzen Schauern und mäßiger Temperatur über Bellingham und Kielder an die scottisch Border (12:15 58121 km). Überall waren Schafe - scheue Lämmer sprangen sofort zur Seite, ältere Schafe waren weniger ängstlich. Bei Sonnenschein war es angenehm warm (fast schon zu warm) - wenn jedoch Wolken vor die Sonne zogen und der kalte Wind blies, wurde es sofort merklich kühler.
Bei Melrose besuchten wir die berühmte Melrose Abby - sparten uns aber den recht teuren Eintritt von 3,30 Pfund. Im Verlauf der Tour mussten wir jedoch feststellen, dass der Eintritt in Castles oder sonstige Attraktionen im allgemeinen eher teuer sind. So machten wir also nur ein Foto von außerhalb und fuhren dann bei dem bekannten Aussichtspunkt "Scott´s View" vorbei. Hier erinnerte ich mich kurz an den gleichnamigen Pub in Münster, wo wir seinerzeit die ersten Tourplanungen in Angriff genommen hatten.
Wir fuhren noch etwas weiter nach Westen und fanden gegen 17 Uhr in Peedles einen netten Campingplatz für 5 Pfund. Weil es nach Regen aussah und eher unbeständig war, kochten wir unsere Spaghetti im Zelt. (Spaghetti sind eine eher schlechte Idee gewesen - kann man in einem kleinen Topf nicht so gut kochen!). Nach dem Essen gelüstete es mir nach einer Zigarette. Die Zigaretten die ich hier gekauft habe, waren teurer als der Campingplatz!

 

3. Tag. - Freitag, 24. Mai - Bekanntschaft mit dem Regen

Peebles - Glencoe : 241km

Schlechtes Wetter motivierte uns am Morgen nicht so richtig aus de Schlafsack zu kriechen. Um 9:00 zog ich dann aber doch mal los, um einem Supermarkt zu suchen und kaufte ein paar Brötchen und Postkarten. Gegen 12 Uhr hockten wir immer noch im Zelt, wo wir auch frühstückten. Unseren Nachbarn durfte ich etwas beim Aufbau des Vorzeltes vom Caravan behilflich sein und erhielt dafür noch ein paar Worte zur Geschichte der Schotten - soweit ich das verstand - mein Englisch ist nicht wirklich gut und der schottische Dialekt auch nicht gerade besser verständlich. Wir wurden auch zu einem Tee eingeladen, den wir aber dankend ablehnten. (Wahrscheinlich eine verachtende Sünde der Gastfreundschaft, aber ich bin auch nicht soo der Kontaktmensch und schließlich wollten wir dann ja auch mal los. Gegen 12:30 brachen wir dann auf, tankten und setzten unseren Weg fort, Richtung Highlands.
Gegen 14:45 befanden wir uns am Rande des Trossachs National Park und machten eine Pause bei Kilsyth. Kurz danach passierten wir einen Fluss, der etwas viel Wasser führte und die Straße überschwemmte - Olli der als erster durchfuhr, konnte nur hoffen, dass da keine Unzulänglichkeiten auftaten. Als Nachfolgender hatte ich da mehr Gewissheit! <br>Um 16:30 machten wir noch eine Pause in Balloch und kauften ein paar Sachen ein (Ravioli, Kekse, ...). Eigentlich wollte Olli mit seiner Kreditkarte zahlen, diese streikte aber irgendwie und wurde nicht akzeptiert - die Kassiererin versuchte dann noch mit Ollis Bank zu telefonieren und meinte die Karte einziehen zu müssen - davon konnten wir sie jedoch abhalten und zahlten mit meiner Karte.
Vor dem Supermarkt schlossen wir auch mal wieder Bekanntschaft mit ein paar Rotznasen - mit denen wir uns aber auch nur schwer verständigen konnten - das muss wohl am Akzent gelegen haben (das passiert uns immer wieder mal wieder - die Jungens wollen dann gerne auf dem Moped sitzen und am liebsten eine Runde drehen - obwohl sie nicht mal an die Fußrasten reichen würden - wir sind da eher misstrauisch aber auch nicht ohne Stolz.
Gegen 18:00 tankten wir noch einmal in Crianlarich.
Der Regen nahm in den Highlands zu und die Stimmung sank. Die Landschaft war hier eigentlich besonders schön, aber richtig genießen konnten wir sie nicht. Beim nächsten B&B wollten wir uns ein Zimmer nehmen - an Zelten war bei dem Wetter nicht zu denken. An einem Youth Hostel versuchten wir ein Zimmer zu bekommen, aber das erwies sich als schwierig, weil es ziemlich voll war. Bei der Gelegenheit konnten wir am Hang einen kreisenden Hubschrauber und ein rauchendes Signalfeuer beobachten - es schien noch andere Leute in ungünstigen Lagen zu geben...
Leider dauerte es noch eine ganze Zeit, bis wir endlich in Glencoe ein B&B fanden - denn die Landschaft war hier nicht nur schön, sondern auch kaum besiedelt.
Total durchnässt machten wir das Zimmer klar und versuchten unsere Klamotten zum trocknen im Zimmer zu verteilen. Im Zimmer kochten wir uns auf unserem Brenner noch ein paar Nudeln. Zeitgleich mit unserer Ankunft hat es dann bis zum morgen fast gar nicht mehr geregnet... Das Wetter schien uns einen Streich spielen zu wollen....

 

4. Tag - Samstag 25. Mai - Weg nach Skye



Glencoe - Sligachan: 182km

Das Frühstück war ganz o.k. Britischer Standard mit Bacon, Eggs und Sausages sowie Orangenmarmelade die nach Schale schmeckt und Toast sowie Cornflakes, Saft, gebratenen Pilzen und Tomate. Mal was anderes.
Da es draußen wieder regnete waren wir um 11:40 immer noch im Zimmer und warteten auf besseres Wetter. Während wir auf unserem Zimmer britisches Fernsehen sahen und ein paar Postkarten schrieben, hofften wir auf Besserung.
Um 12 Uhr sind wir dann trotz Regen los. Ein mal um den Ausläufer des Loch Linneh ging es nach Fort Wiliam, dort suchten wir vergeblich nach einer Bank, um unseren Bargeldbestand aufzubessern. Dann sind wir weiter in Richtung Mallaig, um von dort die Fähre nach Skye zu erreichen. Kurz vor dem Fährort hörte es dann doch noch einmal auf zu regnen. Endlich! Ich war schon ziemlich sauer, weil meine Handschuhe durchgeweicht und meine Hände ziemlich kalt wurden - genauso verhielt es sich auch mit meinen Füßen.
In einem Café wärmten wir uns etwas auf, tranken eine Heiße Schokolade und Olli holte nebenan ein paar schottische Banknoten aus dem Automaten (die sind tatsächlich anders als die englischen!). Dann suchten wir die Fähre nach Skye auf und mussten feststellen, dass wir sie knapp verpasst hatten. Wir kauften zwei Ticktets und warteten. Dort trafen wir zwei Wolfenbüttler mit einer dicken BMW und einer Goldwing - die uns wohl nicht so richtig ernst nahmen (mit unseren 600er bzw. 750er Nakedbikes).
Weiterhin durften wir feststellen, dass die Wolkendecke zunehmend aufbrach und die Sonne zu lachen begann. Welch Segen!
Später kam eine relativ große Fähre (wir hatten sie uns kleiner vorgestellt) und brachte uns in einer halben Stunde auf die Insel.
Skye beeindruckte uns landschaftlich ziemlich. Es war wie in den Highlands. Kahle Berge, kurvig, grün - dazu dann auch noch Sonnenschein.
In Broadford tankten wir und kauften in einem Supermarkt noch ein paar Dinge ein, bevor wir im nächsten Tal vor Portree einen recht großen und netten Campingplatz fanden und dort unser Zelt aufschlugen. Gerade noch rechtzeitig vor einem längerem Schauer - so dass wir mal wieder im Zelt gekocht haben und auch aßen (Ravioli) - so gegen 20 Uhr.

 

5. Tag Sonntag, 26. Mai - Skye

Inselrundfahrt: 206km

In der Nacht gab es ab und zu mal Regen - richtig Kalt, wie befürchtet wurde es aber nicht. Am Morgen frühstückten wir sicherheitshalber noch im Zelt (mit Frühstückseiern - die wir am Tag zuvor an der Tanke gekauft hatten!), das Wetter wurde aber immer besser. Wir packten unser Sachen soweit schon mal ein, ließen aber das Außenzelt noch stehen - denn wir wollten über die Insel touren und später je nach dem, entweder a): unsere Sachen abholen und weiter ziehen oder b): wenn wir später von unserer Inselrundfahrt zurück kehren noch eine Nacht bleiben. Alles in allem war das eine gute Idee, denn so mussten wir mal nicht mit dem gesamten Gepäck umher ziehen.
Wir bekamen richtig gutes Wetter: den ganzen Tag kein Regen aber viel Sonnenschein.
Unser Weg führte uns in zwei Schleifen über die Insel. Ein Highlight jagte das andere: Wir sahen viele Schafe, teilweise auch tote - fingen ein Lamm und besuchten den Kilt Rock. Beim Dunvegan Castle hielten wir länger und entschieden uns dazu 6 Pfund zu investieren und uns das Schloss mal an zu schauen. Interessant aber auch nicht außerordentlich. Auf dem Parkplatz trafen wir unsere Kabinennachbarn von der Fähre nach Schottland und als wir wieder weg wollten kamen wir noch mit einer Firebladefahrerin ins Gespräch, die gerade die 3. Woche in Schottland verbringt, total braungebrannt war und ganz alleine unterwegs war.
Noch etwas später überholten wir noch die beiden Jungs aus Wolfenbüttel bevor wir sie später ein weiteres mal trafen, als wir am Ende unserer Tagestour an der Tanke in Broadford Toast und Wein kauften.
Es war dann doch spät genug um noch eine weitere Nacht auf dem vorherigen Campingplatz zu verbringen. Wir genehmigten uns beide eine Dose Bohnen, duschten und tranken den Wein am Fluss. An dieser Stelle könnte ich mal anmerken, dass wir eigentlich gar keine Probleme mit Mücken hatten. Soweit wir informiert waren ist es im Mai wohl auch noch nicht so schlimm mit Mücken - die kommen erst später - aber wir haben erst am letzten Tag unserer Tour den einen oder anderen Mückenstich gesammelt. :

 

6. Tag Montag, 27. Mai - up tp the northsea

Sliganach - Dornoch: 234km

Gegen 8 Uhr standen wir auf und machten uns nach dem Frühstück auf den Weg. Über die mautpflichtige Brücke bei Kyleakin verließen wir die Insel und fuhren zurück aufs Festland.
Vorbei am Eilean Donan Castle (der Filmkulisse von "Highlander") nahmen wir Kurs auf Loch Ness. Bis dahin hatten wir relativ gutes Wetter - und ich dachte schon, wenn am Loch Ness die Sonne scheint, dann passt das eigentlich gar nicht (oder hat schon mal jemand ein Foto vom Loch Ness bei Sonnenschein und ohne Nebel gesehen???). Und so kam es dann auch, dass es sich zunehmend mehr bewölkte und am Lock Ness zu nieseln begann. Wir stiegen nur kurz ab und machten eben ein Foto um dann weiter zu fahren Richtung Inverness.
Im nächsten Ort fanden wir ein Café, in dem wir uns etwas aufwärmten, trockneten und Heiße Schokolade tranken. Dabei schrieben wir ein paar Postkarten. So richtig besser wurde es mit dem Wetter nicht, aber gut genug um weiter zu fahren. Während ich los wollte und draußen auf Olli wartete quatschte mich ein Schotte an und meinte, wenn wir weiter Richtung Norden wollen, sollten wir uns vor einer Ölspur in Acht nehmen (sind schon nette Leute die Schotten!). Ich bedankte mich und wartete weiter auf Olli. Schließlich hatte ich die Nase voll und wollte ihn holen und musste feststellen, dass er mit unserer Tischnachbarin zu flirten begonnen hatte. Diese kam auch aus Deutschland und reiste mit ihrem Rucksack durch die Gegend. Nun ja, ich informierte Olli darüber, dass ich gerade unser Leben gerettet habe in dem ich von der Ölspur erfuhr während er sich drinnen noch etwas vergnügt hatte....
In Inverness mussten wir dann gegen 15:30 schon wieder halten um zu tanken und einzukaufen (Whiskey (!), Margarine, Reis und etwas unleckere Sauce etc...).
Unser Weg führte uns noch ein wenig weiter Richtung Norden nach Dornoch an die Nordseeküste. Dort schlugen wir dann unser Zelt auf und aßen draußen. Es war trocken aber kalt und windig. Auf dem recht großen Campingplatz waren wir fast die einzigen Gäste. Zu der Zeit ist dort oben wohl nicht so viel los. Nachdem Essen ("Reis mit Scheiß" - nicht leckere aber scharfe Sauce) sind wir zusammen mit unserem neuen Freund "Whiskey" an den Strand und haben mit einem Golfball etwas Fangen gespielt. Olli verstand sich mit unserem neuen Freund etwas besser als ich, so dass es auch hauptsächlich Olli war, der zunehmend mehr von den alten Frauengeschichten erzählte.(das macht so einen Urlaub ja auch irgendwie aus: loslösen vom heimischen Alltag und sich gehen lassen.....)
Unser Plan war, am nächsten Tag ohne unsere Klamotten an die Nordküste zu fahren und am Abend dann wieder in Durnoch zu nächtigen, bevor wir uns am übernächsten Tag dann wieder auf die Rückreise machen zu müssen.

 

7. Tag Dienstag, 28. Mai - nördlicher Wendepunkt

Rundreise durch den Norden: 281km

Um 9:48 Uhr machen wir die Augen auf. Für dieses späte Stunde ist zum einen unser "neuer/alter Freund" verantwortlich zu machen und zum anderen der späte Sonnenuntergang in diesen Breitengraden (kurz: es wurde am letzen Abend etwas später....).
Wir konnten draußen frühstücken und sind dann los in Richtung Nordküste. Erster Stopp war der Fall of Shin kurz vor Lairg. Dieser Wasserfall ist nicht sonderlich beeindruckend aber wohl doch eine Touristenattraktion.
Weiter in Richtung Norden sah man immer weniger Menschen. Ich war der Meinung, dass auch die Lämmer noch kleiner waren und die Schafe scheuer. Bezeichnend fand ich, dass Crask - eine Siedlung mit zwei Häusern - in meiner Übersichtskarte (1:870.000) eingezeichnet war. Ein Zeichen dafür, dass dort oben der Papst im Kettenhemd nicht gerade Stammgast ist.
In Tongue tankten wir an einer kleineren Tankstelle, an der wir auch prompt die beiden Wolfenbüttler wieder trafen, die uns quasi entgegenkamen. Sie sagten uns noch, dass wir auf Skye mit etwas Glück die Queen hätten treffen können und dann trennten sich unsere Wege auch schon wieder.
Weiter ging es um einen Fjord bis Durness - unser nördlichster Punkt der Tour und dann wieder nach Süden über Kinloch und Lairg nach Dornoch. Irgendwo dort oben fanden wir auch einen einzigartigen "Südseestrand" nicht lang aber seeehhhr flach mit unheimlich feinem Sand - TRAUMHAFT. Später auf dem Rückweg mitten in den Bergen hielten wir kurz neben einem Gewitter - so hatte es den Anschein, denn es blitzte und donnerte aber nass wurden wir nicht. Es war fast etwas unheimlich, denn Leute trafen wir dort über Meilen nicht.
In Lairg kauften wir uns dann zum ersten Mal Fish und Chips. Wir hatten dies eigentlich eher als Snack gedacht - waren danach aber pappsatt.
Gegen 19 Uhr waren wir dann zurück - ich drehte noch einmal schnell eine Runde zur Tanke um Kleinigkeiten zu besorgen, die wir vergessen hatten und gab anschließend meine Akkus für die Digitalkamera bei der Rezeption zum Laden ab - ich war mir nicht so sicher, ob der Mann verstand was ich wollte, aber nächsten Tag gab er sie mir zurück und meinte, sie seien nun voll.
Abendessen mussten wir heute nicht mehr kochen - der Fish und die Chips hielten noch ganz gut an!
Später ließ ich Olli noch eine SMS an einen meiner Kollegen schicken (im Sinne von: ich brauch mehr Urlaub - erwartet mich nicht so bald zurück...) - die Antwort war äußerst spannend: Mir wurde ein sicherer Job für ein weiteres Jahr und 10 Tage Sonderurlaub in Frankreich offenbart (besonders bei letzterem wusste ich nicht so genau, ob ich mich darüber freuen sollte, denn es handelte sich dabei um die Begleitung einer Ferienfreizeit wo ich eigentlich nicht unbedingt mit wollte).

 

8. Tag Mittwoch, 29. Mai - Beginn der Rückreise

Durnoch - North Berwick: 379km

Wir wollten erst noch draußen frühstücken, mussten dann aber doch ins Zelt flüchten, weil mit dem heftigen Wind ein anhaltender Regen aufzog. Das Zelt mussten wir dann auch gegen 12 Uhr im Regen abbauen. Bis dahin hatten wir gewartet, aber es wurde einfach nicht besser - MIST!
Nach ein paar Kilometern wurde es dann aber schon besser - Nicht gut, aber besser.
Wir begaben uns auf die A9 Richtung Süden. Relativ langweilig, weil es sich um eine große Straße handelt, auf der wir einige Kilometer fressen wollten. Obwohl die Umgebung eigentlich auch ganz nett war - aber man merkt das wohl nur, wenn man sich auf kleinen Strassen direkt an den Unebenheiten vorbei schiebt.
Um 12:45 tankten wir in Aviemore und machten bei einer heißen Schokolade eine längere Pause. Anschließend holten wir 50 Pfund aus dem Automaten und beschlossen die kommende Nacht noch einmal im B&B zu verbringen.
Nachdem wir weiter fuhren, war es meist trocken aber kalt - ab und an gab es mal ein Schauer, aber das ist nicht so schlimm, wenn es danach die Möglichkeit gibt sich wieder "trocken zu fahren" - richtig fies ist nur langanhaltender Regen.
In Kinross kam es dann doch mal zu etwas Stress zwischen Olli und mir: Irgendwie müssen wir wohl beide etwas angenervt gewesen sein, so kam es an einem von mir gewählten Ort für eine Pause zu Unstimmigkeiten, die Olli dann aber erst später auf der Straße rausließ indem er mit 160km/h Richtung Edinburgh düste. Der Haken, ich war mir gar nicht bewusst, dass Olli sauer war (und schon gar nicht warum!)...
Nun ja, mehr oder weniger gut und entspannt haben wir uns dann durch Edinburgh geschlängelt und nach einem B&B gesucht - aber nicht gefunden. Während im Norden an jedem 2. Haus ein B&B Schild hängt, war es im Süden doch wesentlich schwieriger eine Unterkunft zu finden. Da das Wetter aber auch immer besser wurde - sogar die Sonne schien - entschieden wir uns dann doch für einen Campingplatz. Somit blieben wir die Nacht in North Berwick. Ein sehr eigenartiger Ort. Überall so komische Hügel - einer auf dem Land und zwei im Meer - sahen aus wie dahin gestellt...
Nachdem wir dann noch unsere Unstimmigkeit vom Nachmittag ausdiskutiert hatten begaben wir uns zu einem Supermarkt, besuchten einen schottischen Friedhof und machten uns dann ein paar Broccoli-Maccaroni. Das alles bei fast wolkenlosem Himmel. Schottisches Wetter ist immer wieder für eine Überraschung zu haben - diese Mal für eine positive :)

 

9. Tag - Donnerstag, 30. Mai - Abschied

North Berwick - Newcatle: 174km

Die Fahrt nach Newcastle war dann eher unspektakulär. Nur irgendwann zwischendurch riss ich meine Faust gen Himmel und lobte meine Bandit für den 60.000 Kilometer. Das wir das zusammen erleben durften hatte ich nicht immer zu Hoffen gewagt.....
Resultierend aus der Angst zu spät zur Fähre zu kommen, waren wir viel zu früh da Auch war Olli ziemlich souverän im Finden des Fährhafens. Die Grenze zu England haben wir irgendwo bei Berwick-upon-Tweed überschritten - ohne dieses gebührend zu beachten.
Den ganzen Tag war super Wetter, die letzten Stunden verbrachten wir im Burger King und rechneten durch, wie viel Bargeld wir noch brauchen. Das Frühstücksbuffet auf der Fähre wollten wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen - das wir aber auch ein einfaches Bier mit der Kreditkarte zahlen können, haben wir nicht bedacht. Dieses Mal wussten wir auf der Fähre schon eher, wie wir unsere Moppeds vertauen - allerdings standen wir ungünstiger um die Bikes zu befestigen.
Pünktlich legten wir ab. Wir tranken ein paar Bier, ließen uns von der Unterhaltungsmaschinerie des Schiffes verzaubern und schliefen sehr gut in unserer Zweierkabine, die deutlich luxuriöser war als auf dem Hinweg (mit Radio und Wecker, eigenes Klo und Dusche!).

 

10. Tag - Freitag, 31. Mai - Home, Sweet Home

Ijmuiden - Münster: 252km

Als wir wach wurden waren wir schon fast wieder auf europäischem Festland. Wir genossen das großartige Frühstücksbuffet und ich bedauerte ausnahmsweise, dass man nicht auf Vorrat essen kann.
Von der Fähre herunter rissen wir dann nur noch 251,5 km auf der niederländischen Autobahn ab und fuhren geradeaus nach Münster.
Um 13:10 zeigt mein Tacho an der Eissporthalle in Münster dann stolze 60187,5 km das entspricht somit einer Reise von 2423,5 Kilometern. (Olli war bei 13697,1 angelangt und hat somit theoretische 106,6km mehr gefahren... :)


Fazit:

Abschließend lässt sich sagen, dass Schottland auf jeden Fall eine Reise wert war. Das Wetter war zwar nicht so gut wie auf unseren bisherigen Reisen, was aber auch zu erwarten war und: wenn man sich darauf einstellt, dass es auch einmal Regnet, ist es halb so schlimm.... wichtig ist nur, dass es Gelegenheiten gibt sich wieder aufzuwärmen und zu trocknen (B&B, Cafés oder "trocken fahren")
Die teilweise phänomenalen Eindrücke (besonders in den weniger bewohnten Gebieten oder auf Skye) kann ich leider gar nicht gebührend beschreiben. Schaut selbst und seht es euch an!