Tourbericht Ungarn 2003


Inhaltsverzeichnis:

Prolog Wie alles begann
01. Tag Montag 30.6. 324,4 km Anfahrt ins Reisegebiet
02. Tag Dienstag 1.7. 302,3 km Erste Burg, erste Berge
03. Tag Mittwoch, 2.7. 449,9 km Einzug in die Slowakei
04. Tag Donnerstag 3.7. 200,3 km Landschafts- und Höhlentour
05. Tag Freitag 4.7. 297,0 km Teurer, lieblicher Weißwein
06. Tag Samstag 5.7. 328,8 km Burgentag
07. Tag Sonntag 6.7. 142,9 km Ankunft am Balaton
08. Tag Montag 7.7. 363,3 km 4 Ländertag
09. Tag Dienstag 8.7. 296,6 km Österreichische Alpen
10. Tag Mittwoch 9.7. 248,9 km Großglockner und Dolomiten
11. Tag Donnerstag 10.7. 306,0 km Italienische Alpen
12. Tag Freitag 11.7. 255,5 km Stilftser Joch und andere Pässe
13. Tag Samstag 12.7. 221,4 km Abreisetag
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3737,3km


Prolog - Wie alles begann

Das Ziel der Tour 2003 stand relativ schnell fest. In den Alpen waren wir bereits zwei Mal, in den Südwesten waren wir im Jahr 2000 aufgebrochen (Pyrenäen), 2002 waren wir im Nordwesten (Schottland), Skandinavien wollten wir uns nicht leisten (das soll dann jetzt aber 2004 anstehen) und einfach nach Osten hätte ich für recht günstig gehalten, war Olli aber etwas zu unsicher (so wegen Motorrad klauen ? und solcher Geschichten). Also definierten wir ein Ziel im Südosten. Dort wollten wir alles finden, was wir brauchen: ein paar Berge (Weiße Karpaten und Kleine Karpaten in der Ecke von Österreich/Tschechische Republik/Slowakei und die Karpaten noch weiter im Osten in der Ecke Ungarn/Rumänien/Ukraine); viel Natur; wenig Menschen und geringe Lebenshaltungskosten; Bedeutende Metropolen (Prag, Budapest und Wien); Meer (Balaton ?) und mit einem gewaltigen Schlenker auf der Rückfahrt durch die Alpen auch noch das Stilftser Joch in der Schweiz (von dem uns Pierre und Anke mit Begeisterung erzählt hatten) und wenn man schon mal da ist (?!) dann auch noch der obligatorische Besuch in Lichtenstein, auf den Olli nun schon seit 1999 wartete...

Die grobe Planung sah im Winter 02/03 etwa so aus:

Um die Fahrt auf langweiligen Autobahnen quer durch die Republik zu vermeiden, wollten wir zur Anreise in den Osten und für die Abreise ab Liechtenstein den Autozug nutzen. Im vorherigen Jahr empfanden wir die Fährfahrt zu Beginn und zum Ende unserer Tour als äußerst entspannend und wenn man die Ersparnis von Verschleiß, Benzin und Zeit beachtet, dann sind die Mehrkosten auch schon wieder relativiert (die Autozugfahrt, die wir uns schließlich leisteten kostete ca. 16 Cent pro Kilometer). Leider mussten wir feststellen, dass die Autozüge der DB wohl in den Süden, aber nicht in den Osten fahren. Somit disponierten wir etwas um, buchten eine Zugfahrt von Düsseldorf nach München und die Rückfahrt von Lindau nach Düsseldorf (195,- € p.P.). Die Tschechische Republik mussten wir also aus dem Programm nehmen (Prag somit natürlich leider auch). Andererseits erkannten wir, dass wir eine 9 Ländertour planen konnten: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Italien, Schweiz, Liechtenstein – dass wir dabei nur kleine Zipfel von Kroatien und Slowenien durchfahren erschien uns dabei eher unerheblich – immer hin waren wir mal da ?;-)
Was dann aber zwischen dem 30.06. und 12.07. genau geschah (die Fahrt mit dem Autozug der DB, der Humor von Grenzbeamten, die Eindrücke aus den entlegenen Ecken der Slowakei und Ungarn, das Mittelmeerflair vom Plattensee und die Aussicht von grandiosen Pässen) könnt ihr im Folgenden erfahren.

1. Tag - Montag 30.6. - Anfahrt ins Reisegebiet (324,4 km)

In aller Frühe holten Julia und Olli mich ab. Damit wir nur noch aufsteigen und los fahren müssen, hatten wir am Abend zuvor schon alles Gepäck auf die Motorräder geladen und praktischer Weise in der gemeinsamen Garage geparkt. So konnten wir Münster gegen 3:15h verlassen. Der Kilometerstand meiner Bandit zeigte 64.069km – Ollis ZR-7 stand bei 16.136,1km.

Relativ fix (eine Stunde später) waren wir dann schon in Düsseldorf - ´s waren aber auch nur ca. 130km. Angenehm war das nicht – so im dunkeln und noch etwas müde über die Autobahn zu rauschen. Olli musste vorfahren, weil ich mich auf dem Weg nach D´dorf sicher 3x verfahren hätte. Als ich unterwegs versuchte auf die Sinnhaftigkeit von Fernlicht hinzuweisen, dachte Olli, ich wolle die Führung übernehmen und dann fuhr ich da... voraus und ohne Plan. Vielleicht sollten wir uns doch irgendwann mal Sprechfunkgeräte zulegen....

In D´dorf fand Olli den Autozug-Bahnhof relativ schnell und gut, so dass wir genügend Zeit hatten um einzuchecken und uns ein wenig umzusehen. Anders als ein Jahr zuvor auf der Fähre übernahmen dieses Mal Profis das verzurren der Mopeds – meine gut befestigten Taschen durften an der Bandit bleiben, genauso wie Ollis Koffer an der ZR-7. Wir waren etwas skeptisch, ob das alles - so wie es war - nach München rollt, überprüften noch einmal die Standfestigkeit und begaben uns dann in unser Zugabteil, welches bis zur Ankunft ausschließlich von uns beiden genutzt wurde. Pünktlich um 5:56h war dann Abfahrt.

Die Zugfahrt verbrachten wir dann mit schlafen (Olli) bzw. dösen (Henning), Zeitung lesen und Kartenspielen (Motorradquartett!). Gegen 9:30 (auf der Höhe von Aschaffenburg) gab es dann auch das versprochene Stück Gebäck (ein einfaches Crossiant) und einen Kaffee bzw. Tee.

In München angekommen, kamen wir ganz schön ins schwitzen. Es war unglaublich heiß und schwül. Diese Temperaturveränderung hatten wir im Zug gar nicht mitbekommen. Als wir einstiegen war es schließlich noch Nacht und dementsprechend kühl. Wir sahen zu, dass wir uns bis zur Abfahrt im Schatten aufhielten (Schattenparker!) und fuhren dann so fix wie möglich über die A8 aus der Stadt in Richtung Tegernsee.

An der Marschall-Ranch hielten wir kurz (wiederum im Schatten) um unseren Flüssigkeitshaushalt etwas ins Gleichgewicht zu rücken. Es war immer noch sehr heiß aber schon viel besser als in München. Anschließend hielten wir uns Richtung Osten und überquerten bei Niederaudorf (unweit von Kufstein) die Grenze zu Österreich. Als wir an einem netten See (Walchsee?!) vorbei kamen, schlug Henning vor mal eben schwimmen zu gehen – was bei der Hitze eine gute Idee war. Anschließend ging es weiter nach Osten, wo wir bei Reit im Winkel wieder nach Deutschland kamen und noch etwas später im Berchtesgadener Land kurz vorm Königsee (Ramsau!) einen Campingplatz aufsuchten.


Hier benutzten wir dann erstmals Ollis neuen Benzinkocher und machten uns ungarisches Gulasch (aus der Dose) mit Reis und genossen dieses Mahl im kühlen Schatten.

(324,4km)

2. Tag - Dienstag 1.7. - Erste Burg, erste Berge (302,3 km)

So gegen 9 Uhr erwachten wir und machten uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg Richtung Osten, so dass wir gegen 12:00 Uhr wieder nach Österreich gelangten (353,5km – bei Hallein). Vorbei am Hallstätter See gelangten wir irgendwann nach St. Gallen, wo wir einen kleinen Umweg machten und die Burgruine Gallenstein besuchten. Hier war irgendwie gar niemand. Die Burg, die wir zu Fuß erreichen mussten war absolut verlassen. Allerdings zeugten leere Alkoholflaschen hinter einer Theke und eine Bühne von gelegentlichen kulturellen Festen. Im Kamin machten wir ein kleines Feuerchen – nicht dass uns wirklich kalt war (obwohl es heute den ganzen Tag bedeckt und nicht so heiß war), aber zu einer Burgruine gehört auch ein offenes Feuer.

Weiter Richtung Osten gelangten wir über einige ziemlich coole, schnelle und verkehrsarme Kurven zum Erlaufsee. Dort schlugen wir dann so gegen 18:30 unser Zelt auf. Es nieselte leicht, so dass wir uns ein Plätzchen unter Bäumen suchten. Dort machten wir uns dann Spiralnudeln mit Tomaten-Mozerella-Sauce, tauschten uns noch mit zwei anderen Bikern aus die noch ungeduldig auf einen weiteren warteten und uns um unser Essen beneideten. Unsere Nachbarschaft bestand aus einer Gruppe Jugendlicher, die uns aber erstaunlich gut schlafen ließen.

(626,7km)

3. Tag - Mittwoch, 2.7. - Einzug in die Slowakei (449,9 km)

So gegen 11:15 machten wir uns nach einem stärkenden Frühstück wieder auf den Weg. Südlich an Wien vorbei wollten wir bei Bratislava in die Slowakei. Die Wege bis zum Neusiedler See waren recht ätzend, zwar konnten wir die Autobahn meiden, trotzdem kamen wir um 2-spurige Schnellstraßen nicht herum. Dümmer noch, dass ich mich bei der Wegfindung von meinem Kompass leiten lassen wollte, der mit den Himmelsrichtungen jedoch nicht so ganz klar kam. Schließlich versagte zwischendurch auch noch mein Tacho bei Km 64.742 (673km – bzw. 704Kawasakikilometer, weil Ollis ZR-7 auf gleicher Strecke im Schnitt 4,6 % mehr fährt als meine Bandit ? ). Da es nicht das erstemal wäre, dass eine Tachowelle reißt, machte ich mir noch nicht so viele Sorgen und wollte beim nächsten Suzukihändler mal schauen, ob ich das wieder hin bekomme.

Als wir dann bei Bratislava das erste Mal die Slowakei befuhren, kam uns alles schon etwas komisch vor. Olli erblickte ausgebrannte und noch brennende (!) Autos am Wegesrand und mindestens drei Mal konnten wir Verkehrskontrollen beobachten. Eine Wespe verirrte sich in Ollis Helm und stach auch recht unangenehm zu. Was aber außer eine kurze Pause keine weiteren Folgen hatte. Am Ausgang von Bratislava kamen wir an einem Suzukihändler vorbei, bei dem ich einfach mal schauen und fragen wollte, was denn so mit meinem Tacho ist. Der äußerst nette Mechaniker sprach Gott-sei-Dank etwas Englisch und wir konnten eigentlich nur feststellen, dass die Tachowelle selbst noch ganz ist. Da wir aber nicht länger rätseln wollten, zogen wir erstmal weiter.

Bei dem Versuch möglichst schnell durch Modra zu kommen, erwischten wir 3(!) mal eine falsche Ausfallstraße und blieben zu am Ende im Stadtverkehr stecken. Zu unserer Erheiterung fuhr die ganze Zeit ein Lada vor uns her, aus dem uns ein Mädchen auf der Rückbank neugierig beobachtete. Wir hatte ein wenig Spaß, fuhren einige Kunststückchen für sie und mussten uns dann schweren Herzens an einem Kreisverkehr von ihr verabschieden.

Bei Hlohovec verursachten wir dann noch unseren eigenen kleinen Unfall, als Henning am Wegesrand stehen blieb um die Karte etwas genauer zu betrachten (seit meinem Unfall 2001, wo ich einem LKW auffuhr, weil ich während der Fahrt mit der Karte beschäftigt war halte ich lieber öfter mal an...). Als wir dann weiter wollten, fuhr Henning 5 Meter und hielt dann noch einmal um seine Kleidung zu prüfen – damit hatte Olli nicht gerechnet, musste fies in die Eisen steigen und nach rechts ausweichen, damit er mich nicht anschob. Dabei kippte er dann leider (mir kam es vor wie in Zeitlupe) nach rechts in die Büsche. Das sah ziemlich unangenehm und gefährlich aus, war aber am Ende halb so schlimm..

Die nächsten Kilometer verliefen dann erstmal wieder relativ problemlos. Schwierig wurde es allerdings einen Campingplatz zu finden. Wir sahen quasi nirgendwo ein Hinweisschild und verließen uns somit auf die Einträge in unserer Karte. In Vhyne sollte einer sein – das lag wenige Kilometer Abseits von unserer Route. Als wir in die kleinere und schlechtere Straße abbogen kamen wir bald in den Ort, der sich als recht lang erwies und wohl aber nur aus zwei Straßen bestand ,dafür aber über einige duzend Brauereien verfügte. Allerdings gab es nirgendwo einen Hinweis(Schild) auf einen Campingplatz. Am Ende des Ortes versuchten wir drei spielende Kindern zu befragen. Eine konnte ein paar Brocken Deutsch, zeigte aber Hemmungen ihre Kenntnisse anzuwenden. Mit ihren Auskünften konnten wir zunächst noch recht wenig anfangen, aber sie schickte uns zu einem Hotel im Ort. Dieses Hotel war recht groß und neu, wo an der Rezeption auch deutsch gesprochen wurde. Wir verstanden dann allmählich, dass wir zurück fahren müssten bis nach Reviste, wo dann irgendwo ein Campingplatz sein sollte. Das taten wir dann auch, fanden die Abzweigung erst beim 3. Vorbeifahren und kamen auf eine Wiese, auf der einige Zelte standen. „Campingplatz“ war vielleicht etwas übertrieben, aber es gab dort Leute und einen Fluss. Somit sahen wir zu, dass wir unser Zelt aufschlugen, solange es noch hell war. Zunächst wurden wir noch einen Platz weiter geschickt, weil wir sonst mitten in einer Gruppe gestanden hätten, aber dann stellten wir uns ganz nach hinten, wo wir unsere Ruhe hatten. Die anderen anwesenden machten zum Teil einen recht zwiespältigen Eindruck. Zumindest trugen die meisten Militärklamotten und einige auch blutverschmierte T-shirts. Aber alles in allem schienen sie friedlich. Olli bekam noch etwas Holz mit dem wir uns ein Lagerfeuer machen konnten, was eine recht gute Aktion war, denn es war mittlerweile recht dunkel und es wurde frisch.
Im Feuerschein bereiteten wir dann auch unser Abendessen (Hühnersuppe mit Nudeln) und genossen dieses bei einem guten Rotwein.

1076,6km

4. Tag - Donnerstag 3.7. – Landschafts- und Höhlentour (200,3 km)

Gegen 8:30 wurden wir wach und bereiteten ein Frühstück im Zelt, da es draußen etwas regnete. Morgens entdeckten wir dann auch die Sanitäreinrichtungen, die recht spartanisch, auf der anderen Seite der Wiese standen und aus einem Freiluftwaschbecken und einem Toilettencontainer bestanden. Aber was brauchen wir Luxus??? Außerdem waren die „Anlagen“ erstaunlich sauber!

Wir bezahlten dann noch den Platz mit 140 Kronen (was so etwa 3,40€ entsprechen könnte) und Olli gab den Leuten, von denen wir das Feuerholz hatten noch ein paar Kronen (eigentlich wollten sie das Holz am Vortag gegen „Bier oder Geld“ verkaufen – da wir aber weder Bier noch Kleingeld hatten, wurde es uns erstmal „geschenkt“). Gegen 11:30 fuhren wir dann ab.

Unser Weg führte uns wieder streng nach Osten, denn heute wollten wir bei Aggtelek nach Ungarn kommen. Zunächst fuhren wir über ein recht gut ausgebaute Straße (E 571), bis wir hinter Detva auf einer kleineren Straße durch verlassenere Gegenden fuhren.

Den ganzen Tag über war es eher bewölkt mit gelegentlichem leichten Regen. So dass man gut fahren konnte ohne ins Schwitzen zu kommen. Was mir allerdings schon etwas Sorgen bereitete waren die nassen Kurven und schlechten Straßenbeläge. Recht verkrampft verhielt ich mich und hatte permanent etwas Angst aus den Kurven zu driften. Stark erinnerte ich mich an die Pyrenäentour, wo ich letztlich in den Bergen keinerlei Profil mehr hatte und das auch deutlich spürte (zumindest hatte ich mir das eingebildet!). Nun waren meine Reifen aber o.k. Somit entwickelte ich die Theorie, dass sich die Kurven wie Hunde verhalten. Wenn sie merken, dass man Angst hat, dann beißen sie zu! Wenn man sich jedoch souverän in die Kurven legt, dann kann man da auch mit der Hand am wohl dosierten Gas durchrauschen. So weit die Theorie – in der Praxis eierte ich noch etwas zu aufrecht durch die Biegungen....

Bei Detva auf die kleine Straße abzubiegen war übrigens goldrichtig. Die Landschaft war direkt viel greifbarer: relativ viel Wald und ab und an mal ein kleines Dorf, wo sicher nicht so viele Touristen hinkommen.

Plesivec war der letzte Ort vor der Grenze, wo wir noch einmal rasteten und uns an einer kleinen Tankstelle betanken ließen. Um unsere restlichen slowakischen Kronen auszugeben, kauften wir in einem Supermarkt ein, aßen Eis und tranken in einem Café eine Cola. Außerdem ließen wir uns von einer Frau vor der Kirche fotografieren.

Die Grenze zu Ungarn war recht unspannend, denn die Grenzbeamten wollen sich nicht beim Kartenspielen stören lassen und winkten uns ohne große Beachtung durch.

Schon um 16:15 kamen wir somit direkt hinter der Grenze nach Aggtalek und fanden einen riesigen, aufgeräumten Campingplatz. Da es von hier aus auch direkt in die sehenswerten Höhlen ging, machten wir lediglich den Platz klar und stellten das Zelt noch nicht auf, um uns durch die Höhlen führen zu lassen.

In den Höhlen war es angenehm kühl (draußen war es recht stickig, schwül und warm) und natürlich dunkel. Da es sich hier um eine echte Touristenattraktion handelt, sind echte Wege angelegt und viele Ecken gut ausgeleuchtet. Ein Führer erklärte so einiges auf ungarisch, von dem wir natürlich nichts verstanden – ein älteres deutsches Ehepaar fragte aber ab und an nach ein paar deutschen Erklärungen, die wir dann mitbekamen. In einem der ziemlich großen „Sääle“ werden gelegentlich Konzerte veranstaltet was bei der beeindruckenden Akustik nicht verwunderlich ist. In einem anderen Teil standen unzählige Stalakniten und Stalaktiten die mit viel Phantasie Tieren oder Gegenständen ähneln.... Gegen Ende der Tour wurden wir darauf hingewiesen, dass es nun auch nicht weit wäre unterirdisch zur Slowakei zu gelangen und wir uns davor besser hüten sollten…..

Als wir wieder heraus traten (18:00h), schlugen wir fix unser Zelt auf weil es gerade begann zu regnen. Wegen des ungemütlichen Wetters gingen wir in der Campingplatzkneipe etwas essen. Hier wurden wir gegen 20:00h wieder raus geschmissen, nachdem wir in Euro bezahlen durften (wir hatten ja auch noch gar kein ungarisches Geld!) So allmählich hörte es auf zu regnen, so dass wir noch ein Draußen-Bier trinken konnten und uns dann schlafen legten.

1276,9km

5. Tag - Freitag 4.7. - Teurer, lieblicher Weißwein (297,0 km)

Um 8:30 erwachten wir bei an einem noch kühlen, bedeckten aber trockenen Morgen. Nach einem Frühstück, welches wir auf einer überdachten Bank genossen, brachen wir gegen 11:30 auf.

Wir fuhren eine recht schlecht asphaltierte Strecke nach Osten in Richtung Büttös, wo wir an einem verlassenen Grenzübergang mit eingerostetem Schlagbaum vorbei kamen. Hier hielten wir kurz, schauten rüber in die Slowakei und bekamen Besuch von einer netten belgischen Familie. Ansonsten glaube ich kaum, dass hier öfter Touristen unterwegs sind.

Weiter ging es in Richtung Südost bis zu unserem östlichsten Tourpunkt Tokaj. Auf dem Weg hatten wir den Eindruck, dass wir eine sehr ärmliche Ecke Europas durchkreuzen. Wir sahen zottelige Hunde und lahme Esel. In den Dörfern wurden wir immer wieder gegrüßt – hauptsächlich von winkenden Kindern, die wohl nur selten Fremde oder gar Motorräder zu sehen bekamen.
Tokaj hingegen war dann wieder ein relativ bekannter Touristenort mit einem berühmten Wein.

Hier wollten wir etwas verweilen und schauen, was es so zu sehen gibt. Mittlerweile war es auch sehr heiß geworden, so dass wir den Schatten suchten und in unserer Kluft ganz schön ins Schwitzen gerieten. Mein erstes Anliegen war es irgendwo pinkeln zu können. Als wir ein öffentliches WC fanden, bemerkten wir, dass ich für die Verrichtung meiner Notdurft 30 Forint zahlen sollte – allerdings hatten wir noch kein ungarisches Geld... schließlich ließ mich die alte Dame dann aber doch auf´s Klo. Anschließend fanden wir einen Geldautomaten, wo Olli sich 50€ in Forint ziehen wollte. Im Supermarkt stellten wir dann später jedoch fest, dass wir uns um eine Null verrechnet hatten und nicht 50, sondern ca. 500€ in den Händen hielten....Somit waren wir dann Krösus in Ost-Ungarn!
Wir aßen erstmal ein Eis und besuchten dann das Museum, wo es etwas über die Stadt und die Geschichte des Wein in Tokaj zu erfahren gab, aber ansonsten recht langweilig war. Zudem waren wir die einzigen Gäste, was uns auf Grund der Hitze dazu bewog unsere Füße etwas zu lüften und barfuß durch das Museum zu schlendern...
Anschließend kauften wir im Supermarkt noch einen hiesigen Wein und weitere Lebensmittel. Zum Vergleich: das Museum kostete 400 Forint (ca. 1,50€) und der Wein 2800HFU (ca. 10,00€) – da konnte ich dann besser verstehen, dass die alte Frau am WC etwas enttäuscht war, dass ich ihr keine 30HFU (ca. 10 Cent) geben konnte, was mich veranlasste ihr dann später (als wir Kleingeld hatten) noch 50HFU zu bringen (was sie aber auch nicht freundlicher stimmte...)

Anschließend fuhren wir recht unspektakulär weiter nach Misolic von wo ab wir bis Eger auf einer sehr schönen Strecke durch den bewaldeten „Bükk Nationalpark“ fuhren. Hier war es angenehm schattig und es gab viele schöne Kurven – nur der Straßenbelag ließ gelegentlich zu wünschen übrig.
Von Eger war es dann nur noch ein Katzensprung bis Sirok, wo wir zu Füßen der Burg, die wir uns eigentlich anschauen wollten, einen freundlichen Campingplatz fanden (der war dann auch mal wieder ausgeschildert!). Die Besitzer sprachen recht gut deutsch und ließen es sich auch nicht nehmen dies ausführlich unter Beweis zu stellen.
Auf einer hinteren Ecke in der Nähe eines Tisches mit Bank stellten wir das Zelt auf und machten uns heute Leberknödel auf Reis. Dazu tranken wir den Wein aus Tokaj, der doch sehr lieblich (aber nach Ollis Kennergaumen auch gut) war.
Heute stellten wir beim durchfahren dieses Landstriches fest, dass die Leute in dieser Gegend irgendwie 20 Jahre „zurück waren“ – sie trugen Frisuren aus den 80ern, Klamotten aus den 80ern und fuhren Autos aus den 80ern. Zudem ist mir jetzt endlich klar, wo die ganzen Trabbis geblieben sind…..

1573,9km

6. Tag - Samstag 5.7. – Burgentag (328,8 km)

Erst um 12:00 fuhren wir in Sirok ab, da es ein etwas schmuddeliger Morgen war und wir ein Flugzeugquartett fanden, mit dem wir uns noch einiges an Zeit vertrieben. Da wir uns ja eigentlich die Burg in Sirok anschauen wollten, fuhren wir dort noch eben vorbei und sahen, dass wir zu Fuß hätten hochsteigen müssen. Dafür waren wir zu faul, machten ein Foto von unten und fuhren weiter

Unser Weg führte uns über Nebenstraßen nach Vac, wo wir mit einer Fähre die Donau überquerten. Das kam für uns recht überraschend – hatten wir in der Karte doch gar keine Fährüberfahrt erkannt. Auch hatten wir ziemliches Glück das die Fähre gerade ablegebereit auf unserer Donauseite stand und wir direkt mit rüber konnten.

Anschließend wollten wir in Dömös irgendein Kulturobjekt (sicher irgendeine Burgruine) finden, weil wir darüber in einem Reiseführer gelesen hatten. Aber weit und breit war nix zu sehen, so dass wir weiter nach Esztergom fuhren. Hier hatten wir eigentlich nichts besonderes erwartet, waren dann aber doch recht erstaunt, als wir auf einmal vor einem recht großen und wohl auch berühmten Dom standen. Wir schauten uns etwas um und hatten von der Rückseite eine sehr gute Aussicht über die Donau zur Slowakei.

Ein weiteres historisches Gebäude sahen wir dann in Zsámbék. Dort standen die Grundmauern einer ansonsten verfallenen Basilika, wo wir Eintritt zahlten, weil wir dachten, es gäbe im Innern etwas zu sehen und machten – in der Sonne liegend – eine Pause. Zu sehen gab es dann doch nicht so viel...

Weiter ging es dann durch ein Puszta-ähnliches Gebiet und an recht großen Sonnenblumen- und Getreidefeldern nach Zirk. Hier kamen wir an einen sehr leeren und verlassen wirkenden Campingplatz auf dem wir uns auch gar nicht anmelden konnten. Somit stellten wir uns einfach auf einem netten Plätzchen auf und bekamen bald Gesellschaft von einem Fahrradfahrer, der wohl schon recht lange unterwegs war und akzentfreies Deutsch sprach aber angeblich doch Ungare war.
Es begann schon zu dämmern und wir sahen zu, dass wir unser Abendessen (500g Spiralnudeln mit Carbonarasoße) fertig bekamen und genossen dieses im Scheine unserer Grablichter. Unser Nachbar legte sich währenddessen zeitig schlafen und wir hatten etwas Sorgen, dass wir ihn vielleicht stören würden. Was sich aber schnell als unbegründet herausstellte. Denn schon nach kurzer Zeit waren deutliche „Schlafgeräusche“ zu vernehmen.

1902,7km

7. Tag - Sonntag 6.7. - Ankunft am Balaton (142,9 km)

Gegen 11:15 machten wir uns auf den recht kurzen Weg nach Csesznek, wo wir wieder einmal eine Burgruine besichtigen wollten. Verwundert waren wir, dass am Sonntag nicht nur einige ungarische Besucher zugegen waren, sondern auch gearbeitet wurde. Die Ruine wurde an einzelnen Stellen im Stile der damaligen Bauweise etwas vervollständigt und das halt auch am Sonntag. Das hielt uns nicht davon ab, uns etwas um zu sehen und die Burg quasi einzunehmen.

Anschließen fuhren wir einen Schlenker über Pápa nach Sümeg in Richtung westlicher Balatonstpitze. In Sümeg stand die besterhaltenste Burgruine Ungarns, wo wir ein historisches Theaterstück dargeboten bekamen, welches ausschließlich von Kindern aufgeführt wurde. Ich muss sagen, dass die Kleinen doch ziemlich beeindruckend waren und sich ihren Applaus redlich verdienten – auch wenn wir von dem Gesprochenen nichts verstanden war es nett an zu schauen. Anschließend schauten wir uns noch etwas auf der Burg um und fuhren dann weiter.

Am Balaton wurde es dann etwas stressig. Zum einen war es recht heiß, so dass man gerne fährt und nicht ständig stehen bleibt. Stehen bleiben mussten wir aber ständig, weil hier doch etwas mehr Verkehr war als bisher und außerdem wollten wir schauen ob wir einen netten Campingplatz finden. „Netter Campingplatz“ ist dabei aber wohl auch Definitionssache. Wahrscheinlich hätte uns klar sein sollen, dass wir in einer solchen Touristengegend keinen weitläufigen und naturbelassenen Platz finden. So beschlossen wir dann am 3. Platz zu verweilen, wo einem ein durchaus anständiges Mittelmeerfeeling vermittelt wurde. Die Plätze bestanden aus kleineren und größeren Parzellen, die durch kleine Hecken von einander abgetrennt wurden. Unsere Parzelle hatte so ca. 20qm und reichte für unsere Zwecke aus. Zuerst wollten wir aber schwimmen gehen und sahen, dass es einen etwa 10m langen Strand zum Balaton gab der auch gerade gar nicht zu voll war.

Abends gingen wir zu einem der Campingplatzrestaurants und aßen Pizza, tranken Bier und ich schrieb endlich mal 2 Postkarten.

2045,6km

8. Tag - Montag 7.7. - 4 Ländertag (363,3 km)

Der Morgen begann um 8 Uhr mit einem Bad im See und wurde fortgesetzt mit einem grandiosen Frühstück (mit mittelhartem Frühstücksei, Milch und Joghurt). Beim Frühstück entschieden wir uns dagegen, noch einen Tag am Plattensee zu bleiben. Am vorherigen Abend hatten wir noch überlegt ob es vielleicht ganz nett wäre, einen „Strandtag“ einzulegen. Der Drang und die Neugierde, unseren Weg durch Land fünf (Kroatien) und sechs (Slowenien) nach Österreich fortzusetzen, war jedoch größer als die Lust auf das Touristenflair.

Um 11 Uhr ging es also los nach Südwesten, um über Nagykanisza zur kroatischen Grenze zu gelangen. Vor der Grenze versuchten wir noch einmal möglichst viel von dem ungarischen Geld in Sprit zu tauschen und tankten. Der Weg bis hierher war relativ unspannend und führte uns über eine gut ausgebaute Straße. Zwischendurch gab es lediglich eine Umleitung, die uns etwas verwirrte und einige zusätzliche Kilometer verursachte.

Bei Kilometer 2151,8 überquerten wir um 13 Uhr also die Grenze zu Kroatien bei Letenye. Unsere 30 Kilometer kurze Reise durch Kroatien vermittelte uns den Eindruck von einem netten und friedlichen Land mit Storchennestern, vielen Gänsen und teilweise guten und neuen Häusern.

Bei Kilometer 2184,6 kamen wir dann um 14 Uhr bei Mursko Sredisce auch schon an die slowenische Grenze. Slowenien war ähnlich unspannend wie Kroatien, so dass wir nach einer kleinen Pause und 50 Kilometern um 15:30 bei Bad Radkersburg nach Österreich gelangten. (2240,2km). An der Grenze, die alles andere als bewacht schien, hatten wir eine kleine Auseinandersetzung mit dem Grenzbeamten, der plötzlich herausstürmte nach dem Olli schon weiter gefahren war. Etwas aufgebracht machte er darauf aufmerksam, dass die Haltelinie nicht zur Zierde aufgemalt sei – dass er keine Waffe erhob und uns festnahm war aber auch alles. Mich fragte er dann etwas unwirsch, ob ich „etwas mit führe“ ... ???... ich weiß immer noch nicht so genau, was ich darauf antworten soll – ich überlegte kurz, ob ich ihm den Inhalt meines Reisegepäcks haarklein und detailliert aufzählen sollte entschied mich dann aus Bequemlichkeit aber für ein einfaches „Nein“.

Eher ätzend und heiß war der Weg durchs südlichste Österreich. Erst ab Eichswald wurde die Fahrt wieder etwas angenehm (hügeliger & kühler). Gegen 19:00 gelangten wir in die Nähe des Klopeiner Sees, wo wir nach einem Campingplatz Ausschau hielten. Hier handelte es sich wiederum um eine sehr touristische Gegend, wo wir auf dem ersten Campingplatz, den wir fanden keinen Platz mehr bekamen. Auf dem Zweiten sah es kapazitätenmäßig etwas besser aus, aber auch hier war auf der einen Seite die Rentnerfraktion in ihren festgewachsenen Wohnmobilen und auf der anderen Seite die tätowierte Bunkenfraktion mit Dosenbier und lauter Rockmusik zahlreich vertreten.

Wir sahen zu, dass die Unterhaltung mit der gesprächigen alten Dame nicht zu lang wurde und bauten das Zelt auf. Nun ja, eigentlich baute ich das Zelt alleine auf. Zum einen ging es Olli nicht so sonderlich gut (Übelkeit und Kopfschmerzen), zum anderen teilte Julia per Handy mit, dass sie einen Job in Lüdenscheid antreten kann (was nicht so ganz unproblematisch war und daher für Gesprächsbedarf sorgte).
Pünktlich als das Zelt stand, fing es zu Regnen an. Ich organisierte von der gesprächigen alten Dame ein paar Duschmünzen und schickte Olli unter die Dusche, während ich mich etwas um meine treue Bandit und auch Ollis ZR7 kümmerte (Kette fetten und spannen). Anschließend beschlossen wir nicht selbst zu kochen, sondern aßen eine Gulaschsuppe im angeschlossenen Restaurant.

Anschließend legten wir uns hin und schliefen den Schlaf der Gerechten.

(2408,9km)

9. Tag - Dienstag 8.7. - Österreichische Alpen (296,6 km)

Olli ging es wieder besser und wir sahen zu, dass wir den eher weniger sympathischen Campingplatz schnell verließen. Das war so gegen 10:45h - und machten uns auf den Weg nach Nordwesten. Wir wollten quer über die Berge um uns dem Großglockner von Norden her zu nähern. Unser Weg führte uns über Sankt Veit an der Glan und Gurk in Richtung Ebene Reichenau, wo wir eine erste Pause einlegten und eine Sommerrodelbahn fanden, die wir direkt mal ausprobierten. Hat ganz schön Spaß gemacht!

Anschließend ging es weiter durch die Gurktaler Alpen über Tamsweg (wo wir gegen 14 Uhr einen Tankstop einlegten) und über Radstadt nach Maishofen, unweit von Zell am See (nördlich vom Großglockner). Hier schlugen wir bereits um 17:30 unser Zelt auf, denn über den Großglockner wollten wir nun heute nicht mehr fahren, sondern uns am nächsten Tag genug Zeit damit lassen.

Neben zwei Tschechischen Paaren die sich anscheinend zusammen in ein nicht allzu großes Zelt quetschten breiteten wir uns aus, kochten Nudeln, zu denen es sowohl Pesto als auch Carbonarasauce gab. Später drehten wir noch eine Runde um´n Block und stellten fest, dass das Hotel, zu dem der Campingplatz gehörte gar nicht so klein war – genauso wie die Campingfläche. Zudem gab es einen kleinen See, der allerdings so gar nicht zum Schwimmen einlud, sondern recht verdreckt und tot aussah. Am Rand stand eine kleine Wassermühle die uns verwunderte, weil wir ihre Laufrichtung ohne Probleme verändern konnten. Sie konnte quasi rechts wie links herum angetrieben werden...

2705,5km

10. Tag - Mittwoch 9.7. - Großglockner und Dolomiten (248,9 km)

Heute wollten wir also großartige Landschaft erleben und über den Großglockner zu den Dolomiten nach Italien gelangen.
Wir erwachten um 8:00 Uhr, frühstückten und packten wie immer, so dass wir gegen 11 Uhr aufbrachen.
Die Eindrücke auf dem Weg bis zur Edelweißspitze lassen sich schlecht beschreiben. Ich kann nur auf die Bilder verwiesen und die Strecke auf jeden Fall empfehlen. Auch wenn die Strecke einiges an Maut kostet (wir mussten noch je 14,80€ zahlen, obwohl wir bei unserem Campingplatz schon eine Ermäßigungskarte geschenkt bekamen). Etwas nervig sind dann auch schon mal die lahmen Autos und (noch schlimmer) Wohnwagengespanne. Aber man muss den Berg ja nicht auf der letzten Rille „abheizen“, sondern will ja auch was sehen und den Ausblick genießen. In unserem Falle waren es gar nicht mal normale PKWs, sondern ca. 20 Corvette aus Schweden, die wir nach jeder Pause wieder überholen mussten. Auf der Edelweißspitze (Kilometerstand 2748,6km, 12:30h, 2571m ü. N.N.), von der man dann einen recht netten Ausblick hat, trifft man einige außergewöhnliche Gefährte... die 20 Corvette waren natürlich da und auch ein Chopper, welche stark nach Eigenbau aussah und uns nicht für eine längere Strecke tauglich schien, aber auch aus Schweden kam.

Wo wir schon mal dort oben waren und keinen Zeitstress hatten, haben wir auch noch einen Abstecher zum Gletscher des Großglockner gemacht (ca. 8 km), wo es noch eine ganz nette Ausstellung gab und einiges über Gletscher zu erfahren gab (lohnte auf jeden Fall!)

Nach dem Abstieg hatten wir etwas Appetit und besuchten in Lienz einen McDonalds, der von uns 3 Sterne bekommen hätte – ich weiß nicht mehr genau wieso – wahrscheinlich war die Bedienung gut aussehend – aber wir fühlten uns dort wohl. Anschließend war es auch nicht mehr weit bis zur Italienischen Grenze, die wir hinter Silian gegen 17:00h (2864,4km) passierten.

Wir wollten noch etwas durch die Dolomiten kurven, bis wir einen Campingplatz auf unserem Weg finden. So kamen wir dann durch ein bewaldetes Gebiet nach Cortina d´Ampezzo. Diesen verflixten Ort wollten wir in Richtung Westen verlassen, fanden den rechten Weg aber nicht. Mindestens 3x und eine knappe Stunde kurvten wir durch die Gegend, bis wir mehr oder weniger zufällig auf die richtige Straße gelangten. Die Suche hat sich aber auf jeden Fall gelohnt – nun hatten wir sie richtig: live und in Farbe - die Dolomiten. Ziemlich tolle Gegend – kann man nicht anders sagen. Wenig später kamen wir dann auch an einen Campingplatz, wo wir zwei deutsche Endurofahrer trafen. Sie erzählten uns, dass sie in Cortina ähnliche Erfahrungen gemacht hätten und berichteten uns vom Stilftser Joch, wo wir ja noch hin wollten. Außerdem liehen sie uns einen Hammer, mit dem wir unsere Heringe wenigstens halbwegs in den Boden bekamen. Mein 27er Maulschlüssel, den ich mir für den Hinterradbolzen gekauft hatte (um die Kette spannen zu können, weil das Bordwerkzeug kürzlich aufriss), tat´s aber auch ganz ordentlich.... Nun ja, stürmen hätte es aber nicht dürfen!

Zum Abendessen gab es dann Tortelini mit verschiedenen Saucen und Pesto aus dem Glas.

2954,4km

11. Tag - Donnerstag 10.7. - Italienische Alpen (306,0 km)

Wenn ich mir die Strecke dieses Tages so anschaue, dann muss der Tag eigentlich ganz nett gewesen sein, aber irgendwie hab ich gar keine so guten Erinnerungen mehr an den Tag, an dem wir im ZickZack nach Westen durch die italienischen Alpen fuhren.

Es begann mit einem sanften Erwachen um 8:30, dem nachfolgenden Frühstück und der Abfahrt gegen 11:15.
Die Strecke muss eigentlich ganz nett gewesen sein – wahrscheinlich so nett, dass wir gar keine Fotos gemacht haben. Ich kann mich aber noch ganz gut daran erinnern, dass wir lange Zeit durch bewaldetes gebirgiges Gebiet fuhren und mein Tankinhalt langsam aber sicher verschwand. Als Ollis Tageskilometerzähler 240 km anzeigte beschloss ich nicht mehr am Gashahn zu drehen und die Bremse äußerst sparsam zu betätigen – da wir uns auf dem Abstieg befanden, war das durchaus möglich, auch wenn Olli dadurch teilweise recht weit vor mir fuhr. Wenn ich mich recht entsinne, dann haben wir kurz zu vor auch ein oder zwei Tankstellen passiert, die aber alle nicht besetzt waren – und wenn ein Automat vorhanden war, dann konnten oder wollten wir damit nicht umgehen. Nun gut, ich zitterte also etwas, konnte die gewiss nette Landschaft daher nur unzureichend genießen und wir erreichten schließlich Cavalese, wo ich nach 253km endlich 14,16 Liter SuperBenzin tanken konnte. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht wie groß genau mein (Reserve-)Tank ist – nur, dass ich ab 200km intensiver nach Tankstellen Ausschau halte. Nachdem ich mein vorheriges Motorrad (XV 535) mal im Sommer ein paar Kilometer schieben musste, bin ich da etwas vorsichtig.

Nach dem Tankstop ging es weiter nach Trient, wo wir auf dem Weg noch einen Badestop einlegten. Das ist noch eine der positiven Erinnerungen, denn es war doch sehr heiß im Tal – trotz Fahrtwind – und da tut so eine kleine Abkühlung ganz gut.

Der Weg nach Trient war relativ langweilig, heiß und gut ausgebaut. In Trient selbst hat uns Olli ohne Probleme durch die Stadt nach Westen gelotst, so dass wir von Süden aus durch den „Adarnello-Brento Nationalpark“ fahren konnten. Auf diesem Weg hatten wir (hatte ich!) dann irgendwann eine unangenehme Zusammenkunft mit einem blöden Benzfahrer. In dem recht kurvigen Gebiet ist es offensichtlich, dass wir mit unseren Motorrädern relativ zügig und flink und dennoch gefahrlos über den Asphalt rauschen können. Nun näherten wir uns aber diesem dummen Daimler und der ließ uns nicht vorbei. O.K. er muss es uns ja auch nicht leicht machen (wobei ich das ab und an schon mal nett finde – ist ja nicht so, dass ein Autofahrer Minuten an Zeit verliert, wenn er mal nur kurz den Fuß vom Gas nimmt und ein Motorrad überholen lässt, welches nach der nächsten Biegung wieder verschwunden ist...) nun ja, aber dieser idiotische Italiener verhielt sich noch viel schlimmer und zog auf einer Geraden, wo ich ihn dann endlich mal überholen wollte (Olli war schon längst vorbei) nicht nur kräftig an, sondern auch noch nach links auf den Gegenverkehrstreifen, auf dem ich ihn gerade überholen wollte. DAS GEHT JA WOHL GAR NICHT !!! Wie traumatisiert irrte ich die folgenden x-zig Kilometer hinter diesem rüden Rüpel her. Das war mein einschneidendes (und nachhaltig die Laune verderbendes) Ereignis des Tages.
Irgendwann hielten wir in einem größeren Ort, kauften in einem Supermarkt ein paar Lebensmittel ein und waren diesen Verkehrsroadie endlich los.
Nach dem wir den Nationalpark durchquert hatten, fuhren wir bei Dimaro nach links (Westen) Richtung Ponte di Legno, wo wir wiedereinmal eine Tankstelle und auch einen Campingplatz suchten. Hier gab es wiedereinmal nur einen Tankautomaten an dem wir dieses Mal mit je einem 10€ Schein etwas Sprit zapfen konnten. Kurz danach fanden wir dann auch
einen ganz netten Campingplatz auf dem wir uns nahe einer Bank unter Tannen niederließen.

Heute kochten wir uns noch einmal ein großartiges Mahl, bestehen aus Spinat, heißen Würstchen und Kartoffelbrei.

3260,4km

12. Tag - Freitag 11.7. - Stilftser Joch und andere Pässe (255,5 km)

Landschaftlich und von den Kurven her sollte das heute der größte Tag werden. Schließlich wartete das Stilftser Joch auf uns, welches wir uns bis zum Schluss aufgehoben hatten.

Erst um 10 Uhr sind wir erwacht – was ich gar nicht glauben kann, aber es steht so in meinem Tourtagebuch, also wird es wohl stimmen. Trotzdem frühstückten wir gewohnt und packten unsere 77 Sachen ganz gelassen. Schließlich waren wir im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Die Fahrt begann direkt mit einer kleinen Panne, denn Ollis Vorderlicht tat´s nicht mehr wie es sollte, sondern blieb ohne Erleuchtung. Natürlich hatten wir keine Ersatzbirne dabei. Obwohl: was heißt „natürlich“, ICH bin immer der Meinung, dass man sowas locker kaufen kann, wenn Bedarf ist – Olli wollte, so glaube ich, immer so ein paar Ersatzdinge dabei haben wie z. B. Birnen, Sicherungen (Benzinkanister, Reifen, Kette.... – war ´n Spaß!). Nun ja, wir fuhren also erstmal so Richtung Norden nach Bormio. Hier fuhren wir schon einen Pass, der die alleinige Tourkrone verdient hätte – grandiose Aussicht, enge Kurven und kilometerlang. Leider tuckerte vor uns so eine Rentner-BMW-Gesellschaft, die uns mehr dazu zwang die Landschaft zu genießen als die Strecke. Überholen ging GAR NICHT – dazu war es bei weitem zu kurvig und ´s wär halt auch nicht nur einer gewesen, an dem wir vorbei gemusst hätten, sondern derer ca. zehn. Zudem war die Straße teilweise nahezu ohne Belag und sehr schmal. Richtig schön also!
Nahezu angeschlossen hat sich dann das Stilftser Joch, welches wir in einer irrwitzigen Abfolge von Spitzkehren erklommen. Anschließend folgte eine Passstraße mit atemberaubender Aussicht (wie nett, dass wir einen heiteren Tag fast ohne jegliche Wolke erwischten!).

Gegen 15:30 waren wir schließlich bei Tubre an der italienisch/französischen Grenze (3377,6km). Jedoch nicht ohne vorher noch etwas Muffensausen zu haben, als bei der Abfahrt Ollis Hinterradbremse plötzlich ihren Dienst einstellte. Angesichts unzähliger Fahrradfahrer, die gerade ihre Hobby-Tour-de-Swiss (komplett mit Begleitfahrzeugen) fuhren und nicht gerade viel Rücksicht nahmen, teilweise sogar die Autos überholten ohne nach links oder rechts zu schauen, war das nicht gerade witzig. Wir konnten auch keine Ursache ausmachen – umso eigenartiger, dass sich das Problem von selbst erledigte und die Bremse später wieder einwandfrei funktionierte....

Da waren wir nun in der Schweiz – wo Olli doch nie wieder hin wollte. Gab es doch in diesem Alpenland vier Jahre zuvor diesen fiesen Unfall, weswegen die hiesige Polizei immer noch auf ein paar Schweizer Franken von Olli hofft (wegen nicht beherrschen eines Kraftfahrzeuges). Meine Befürchtung war ja, dass die Beamten an der Grenze beim Ausweis checken sofort die Handschellen klicken lassen, aber wir wurden nicht einmal kontrolliert...

Nun, die Schweiz war denn auch ganz schön, es folgten noch ein paar kleiner Pässe, die uns freudig überraschten (Ofenpass bei Zernez und darauffolgend der Fluelpass bei Susch). In Davos mussten wir (ICH) mal wieder tanken und versuchte mein Glück erfolgreich an einem Automaten der meine EC-Karte akzeptierte. (Als ich zu Hause per OnlineBanking mein Konto checkte, fielen mir fast die Augen raus, als ich eine Abbuchung von 100 CHF erkannte bei der es sich um die Schweizer Tankstelle handeln musste. Ein paar aufgeregte Telefonate später entpuppte sich dieses aber als Buchungsirrtum und der Tankstellenbesitzer stellte sich als äußerst nett und kooperativ heraus).

Fortan waren es noch gute 50km bis nach Liechtenstein, wo Olli ja damals auch nicht hinkam. Wir freuten uns an der Grenze nur kurz, hielten nicht einmal an, fanden aber 5km später in Triesen einen ganz netten Campingplatz, wo wir dann so gegen 19:00 unsere 77 Sachen wieder auspackten.

Eine Überprüfung von Ollis Licht ergab dann noch, dass es tatsächlich „nur“ die Birne war, die durchgebrannt war.

3515,9km


13. Tag - Samstag 12.7. - Abreisetag (221,4 km)

Heute war nun Rückreise angesagt. Um 16:14 sollte unser Zug in Lindau abfahren, der uns dann wieder nach Düsseldorf bringen sollte. Bis nach Lindau war es dann auch gar nicht mehr weit. Dass der Weg aber genauso langweilig und ätzend wie kurz war, mussten wir erst noch erfahren....

So gegen 12:15 fuhren wir nach einem Frühstück mit Spiegeleiern (!) ab – Richtung Norden. Vaduz, Feldkirch, Dornbirn, Brgenz und Lindau waren gut ausgeschildert, so dass wir mit der Wegfindung keine großen Probleme hatten. Viel blöder war der recht starke Verkehr, der immer wieder stockte und eine stetig zunehmende Hitze. Überholen war auch nicht angesagt, so dass wir mehr oder weniger nach Lindau tuckerten. Zu sehen gab es auch nicht viel, außer dass wir an der Burg (Schloss) Liechtenstein in Vaduz vorbei gefahren sind.

Wir waren also recht zeitig in Lindau und wollten uns hier mit Hennings Bruder Christian treffen, den wir tags zuvor angeSMSt hatten. Als wir an einer Tankstelle hielten, damit ich tanken und Olli seine Birne austauschen konnte, aßen wir noch eben ein Eis und erfuhren, dass Christian schon da war. Wir schickten ihn zum gegenüberliegenden McDonalds, wo wir so ein bis zwei Stunden abhangen, unsere Urlaubsgeschichten brühwarm erzählten und im Gegenzug die aktuellen Infos aus Deutschland bekamen. Schließlich brachte Christian uns noch zum Autozug, wo wir dann noch einmal eine ganze Weile warten mussten. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wäre es nicht so verdammt heiß gewesen. Wir verabschiedeten uns von Christian, der mit seiner F650 extra aus München kam und nun wieder heimwärts fuhr (hat mich riesig gefreut, dass er da war!).

Wir schmorten also noch etwas in der Sonne, bis unser Zug endlich bereitgestellt wurde. Übrigens darf man den Autozug nur mit Helm befahren – da wollten wir uns aber nicht dran halten, denn bei der Hitze hatten wir wirklich keine Lust auf stop ´n´ go mit Helm. Wobei so ganz verkehrt ist das gar nicht mit dem Helm, die Kopffreiheit auf so einem Autozug ist alles andere als großzügig – der eine oder andere Endurofahrer hatte da so seine Probleme !

Nachdem ich noch ein paar Haribo und eine SZ für die Fahrt organisiert hatte, fuhr der Zug dann mit einer Verspätung von 45min ab. Erwähnenswert ist auf jeden Fall, dass die Abteile klimatisiert waren!
Unterwegs gab es dann nicht viel – Olli schlief immer mal wieder während ich die SZ las, der Snack bestand dieses Mal aus einem Stück Streuselkuchen und später aßen wir eine Gulaschsuppe im Bistro. Das 6er Zugabteil hatten wir übrigens – genauso wie auf der Hinfahrt auch schon – für uns alleine.

Um 0:30 fuhren wir in Düsseldorf vom Zug und starteten direkt durch nach Münster. Da wir unterwegs in den ganzen 2 Wochen so gar keinen Burger King fanden, cruisten wir noch einmal quer durch die Stadt, freuten uns, wieder zu Hause zu sein und verabschiedeten uns um 2:15h nach einer „Willkommen-zu-Hause-Mahlzeit“ beim Burger King.

Gesamtstrecke: 3737,3km